Ein neuer Held der "Grande Nation"
Bei der diesjährigen FIFA-WM in Brasilien zeigt sich die französische Nationalmannschaft von ihrer besten Seite. Sie schlug bei ihrem ersten Spiel Honduras mit einem 3:0 und bescherte Frankreich den ersten Sieg bei einer WM seit acht Jahren. An allen drei Toren der Mannschaft war Karim Benzema beteiligt und schoss im nächsten Vorrundenspiel gegen die Schweiz eins der fünf Tore.
Auch wenn er und seine Kollegen der "Equipe Tricolore" beim letzten Gruppenspiel gegen Ecuador nicht glänzten, sind sie als Gruppensieger ins Achtelfinale eingezogen. "Ich habe hart dafür gearbeitet, so gut zu spielen und meinem Team zu helfen“, erklärte Benzema. "Diese Mannschaft hat viele junge Spieler. Wenn ich Tipps geben kann, dann tue ich das. Der Star ist aber das Team!"
Benzema mag sich zwar nicht in den Mittelpunkt stellen, aber für den französischen Nationaltrainer Deschamps spielt er eine zentrale Rolle. Vor allem nach dem Ausfall des verletzten Franck Ribéry liegt eine schwere Last auf den Schultern von Benzema, der Frankreich in bessere Fußballzeiten führen soll. Mit dem Gruppensieg und dem Einzug ins Achtelfinale hat er seine Aufgabe bis jetzt vorbildlich gemeistert.
Als Sohn algerischer Eltern wurde Karim Mustafa Benzema im Jahre 1987 in einem Vorort von Lyon geboren. Zusammen mit seinen acht Geschwistern wuchs er in armen Verhältnissen auf und lernte früh, sich im Leben durchzusetzen. Mit neun Jahren wurde er auf dem Bolzplatz entdeckt und absolvierte später eine Musterausbildung bei Olympique Lyon, die seinen Weg als Spitzenfußballer bahnte. Mit 19 Jahren galt er bereits als eines der größten Stürmertalente der Welt – als "Phänomen Benezema".
Ausschweifungen und sportlicher Wiederaufstieg
Als solch ein Phänomen wurde er zwei Jahre später für 35 Millionen Euro von Real Madrid gekauft. In der spanischen Hauptstadt schien Benzema jedoch sein Talent eher zu vergeuden: Er verbrachte fast mehr Zeit im Madrider Nachtleben als auf dem Fußballplatz, nahm zu und gab unnötig viel Geld für Luxus aus.
Zu Hause in Frankreich regte man sich über den maßlos gewordenen Benzema auf und hielt ihn inzwischen für unprofessionell und unverantwortlich. Dann folgte auch noch die Anklage vor Gericht: 2010 wurde ihm, Franck Ribéry und sechs anderen Personen vorgeworfen, in den Sex-Skandal um die minderjährige Prostituierte Zahia D. verwickelt zu sein.
Seine Zeit bei Real Madrid wäre wohl sehr schnell zu Ende gewesen, wenn er nicht seine Tore geschossen hätte. Spätestens nach dem juristischen Freispruch folgte dann aber der sportliche Wiederaufstieg.
Wieder im Rampenlicht
Nach einem Trainerwechsel bei Real Madrid fing Benzema sich rechtzeitig wieder. Vor allem mit der Hilfe seines Co-Trainers Zinédine Zidane spielte er 2013/14 seine stärkste Saison und erzielte in der Meisterschaft 17 Treffer. Zum ersten Mal wurde er Champions-League-Sieger und nahm den fünften Platz in der Torschützenliste ein.
Und auch die "Equipe Tricolore" konnte sich auf einen verwandelten Benzema freuen, der sie durch eine gelungene WM-Qualifikation nach Brasilien brachte. Und während Christiano Ronaldo vor zwei Wochen gegen Deutschland 0:4 unterging, schoss Benzema fleißig seine Tore für Frankreich.
Vielleicht wird er auch heute (30.6.2014) in Brasília, wo die "Grande Nation" mit ihrem Helden der nigerianischen Nationalmannschaft im Achtelfinale gegenübersteht, zu einem Sieg verhelfen. Sollte das klappen, wird diese WM das Turnier des französischen Stürmers Karim Benzema.
Shohreh Karimian
© Qantara.de 2014
Redaktion: Arian Fariborz/Qantara.de