Ägyptens berühmtester Revolutionär: Echnaton Radikal, spaltend, faszinierend: Pharao Echnaton, Amenophis IV., hatte eine einzigartige Vision von Religion, die die Epoche, in der er lebte, grundlegend veränderte. Von Melina Grundmann Echnaton, Ägyptens revolutionärer Pharao: Bevor der altägyptische Pharao der 18. Dynastie den Namen Echnaton annahm, war er zunächst als Amenophis IV. bekannt. Echnaton regierte Ägypten 17 Jahre lang, nachdem er 1353 v. Chr. die Nachfolge seines Vaters Amenophis III. übernahm. Die Errichtung eines monotheistischen religiösen Systems machte ihn zu einer der umstrittensten und faszinierendsten Persönlichkeiten der ägyptischen Geschichte. Aton, der einzige Gott: Die bei den Ägyptern übliche Verehrung tausender Götter wurde von Echnaton abgelehnt. Er stellte allein Aton, die "Sonnenscheibe", aus der altägyptischen Mythologie ins Zentrum seiner Religion. Ein weiterer radikaler Aspekt seines Kultes war, dass er menschliche Darstellungen des Gottes sowie der Götzenanbetung verbot. Der sogenannte "Aton-Kult" gilt als der erste Monotheismus der Geschichte. Neuer Stil in der Kunst: Die Ära der ägyptischen Geschichte unter der Herrschaft von Echnaton ist bekannt als die Amarna-Zeit. Amarna ist die archäologische Stätte, an der der Pharao sowohl seine königliche Residenz als auch die wichtigste Kultstätte Atons errichtete. Die Amarna-Kunst war von einer radikalen Abkehr vom bisherigen Stil geprägt: Zum Beispiel enden die Sonnenstrahlen des Atons oft in winzigen Händen. Eine unsterbliche Königin ist geboren: Echnaton heiratete "die Mona Lisa des alten Ägyptens", Nofretete. Ihre Büste, die Teil der Sammlung des Neuen Museums in Berlin ist, ist das berühmteste aller Amarna-Werke. Über Nofretete, deren Name "die Schöne ist aufgetaucht" bedeutet, ist wenig bekannt. Einige Experten gehen davon aus, dass sie nach dem Tod ihres Mannes und vor der Krönung Tutanchamuns kurzzeitig regierte. Die königliche Frau: Viele Gelehrte sind sich einig, dass Nofretete einen gehobenen Titel hatte und die Mitregentin ihres Mannes war. Ihre gemeinsame Regentschaft soll durch die Anbetung des Sonnengottes Aton geprägt gewesen sein, den Echnaton zum wichtigsten Gott Ägyptens erhob. Das Paar hatte sechs Töchter. Ob Nofretete auch die Mutter von Echnatons Sohn und legendärem Kindkönig Tutanchamun ist, bleibt unklar. Die kurze Regentschaft des Kindkönigs: Bis heute ist man sich nicht sicher, ob auf diesem Relief Tutanchamun und seine Halbschwester und Ehefrau Anchesenamun oder seine Schwester Meritaton und ihr Pharao-Ehemann Semenchkare abgebildet sind. Tutanchamun übernahm 1333 v. Chr. als kleiner Junge den Thron, beraten von seinem Stellvertreter Haremhab. Der Untergang: Als Tutanchamun im Alter von ca. 18 Jahren starb, wurde Haremhab König. Nachdem er alle Spuren der Echnaton-Dynastie aus der Geschichte entfernt und die von Echnaton erbaute Hauptstadt Amarna (Bild) zerstört hatte, regierte er Ägypten friedlich und in relativer Stabilität. Sein Tod markierte das Ende der 18. Dynastie und den Beginn einer neuen - unter der Herrschaft seines Enkels Ramses I. Eine späte Entdeckung: Echnatons Verbannung aus der offiziellen Geschichte könnte ein Grund dafür sein, dass Tutanchamuns Grab von den Plünderungen im Tal der Könige verschont blieb.1922 wurde es von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt, sodass das Interesse an der weitgehend vergessenen 18. Dynastie wieder aufloderte - nicht zuletzt durch die vielen prachtvollen Artefakte, die man in dem Grab fand. Alte Faszination: Zwar begeisterte die Erforschung des alten Ägyptens die Menschen schon seit Jahrhunderten, doch durch Carters historische Entdeckung wurde die Ägyptologie wieder populär. 1822 entschlüsselte der Franzose Jean-François Champollion die Hieroglyphen auf dem Stein von Rosette, der italienische Forscher Giovanni Battista Belzoni leistete Pionierarbeit bei der Erforschung der zweiten Pyramide von Gizeh. Erkenntnisreiche neue Untersuchungen: Zurzeit wird die Grabkammer von König Tutanchamun auf weitere versteckte Kammern hin untersucht. Die Nachforschungen wurde 2015 eingeleitet, nachdem der britische Ägyptologe Nicholas Reeves die Theorie geäußert hatte, dass ein verborgener Raum das Grab der Königin Nofretete enthalten könnte. Die Theorie zu beweisen, wäre wie ein "Lottogewinn", sagen Archäologen.