Afghanistan: Das neue Leben unter den Taliban Nach der Machtübernahme der Taliban ist der Alltag in afghanischen Städten scheinbar wieder zurückgekehrt. Doch das Leben hat sich dramatisch verändert – besonders für die Frauen. Von Claudia Dehn Männer unter sich: Auf Fotos und Videos von Nachrichtenagenturen ist zu sehen, wie auf Afghanistans Straßen wieder emsiges Treiben herrscht. Auch die Restaurants in Herat können sich scheinbar wieder über Gäste freuen. Doch was auffällt: An den Tischen sitzt ausschließlich männliches Publikum, zum Teil mit dem traditionellen knielangen Hemd, bekleidet. Frauen sind im Stadtbild selten geworden. Lernen nur noch getrennt: Ein Vorhang trennt diese Studenten einer privaten Uni in Kabul: Für die Hochschulen wurde bereits eine offizielle Geschlechtertrennung angekündigt. "Die Koedukation steht im Widerspruch zu den Grundsätzen des Islam sowie zu den nationalen Werten, Sitten und Gebräuchen", sagte der amtierende Minister für höhere Bildung, Abdul Baghi Hakkani, in Kabul. Verlorene Freiheiten: Auf dem Weg in eine Moschee in Herat: Nachdem Frauen mit Hilfe der alliierten Streitkräfte in den vergangenen zwanzig Jahren viele Freiheiten gewannen, hat sich ihre Situation nun dramatisch verändert. Laut dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kulturkommission der Taliban, Ahmadullah Wasik, soll sogar Sport für Frauen verboten werden. Ständige Kontrolle: Das Straßenbild wird nun auch durch die Checkpoints der Taliban bestimmt. Die Menschen fürchten sich vor den schwer bewaffneten Männern - und wollen deshalb möglichst wenig auffallen. Westliche Kleidung wird immer seltener getragen. Warten auf Arbeit: Tagelöhner sitzen am Straßenrand in Kabul und warten auf Jobangebote. Seit der Machtübernahme der Taliban ist die Wirtschaft Afghanistans weitgehend zusammengebrochen, viele verloren ihre Arbeit. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen droht vielen Menschen in den kommenden Monaten Armut. Für Menschenrechte auf die Straße: Seit der Machtübernahme der Taliban kommt es im ganzen Land auch zu Protesten – wie hier vor dem Kabuler Präsidentenpalast am 3. September. Afghanische Aktivistinnen standen für ihr Recht auf Bildung, Arbeit und Gleichberechtigung ein, auch wenn Demonstrationen nicht selten mit Gewalt von Seiten der Taliban beendet werden. Die andere Seite: Diese Frauen geben sich dagegen völlig zufrieden: Von den Taliban eskortiert, ziehen sie durch die Straßen und propagieren, dass sie mit dem Verhalten und den Einstellungen der Taliban vollkommen zufrieden seien. Sie fühlten sich nicht von Frauen repräsentiert, die aus Afghanistan geflohen wären und behaupten, dass ihre Sicherheit durch die islamistischen Regeln gewährleistet wäre. Einschwörung auf Taliban-Kurs: Vor der Pro-Taliban-Demonstration wurden die Teilnehmerinnen in einem Hörsaal einer Universität in Kabul auf die Kundgebung eingestimmt. Journalisten waren offiziell eingeladen, über die Aktion zu berichten – ein starker Kontrast zu vergangenen Anti-Taliban-Protesten, bei denen berichtende Journalisten eingeschüchtert und mitunter schwer misshandelt wurden.