"Aus dem Nichts" - Fatih Akins neues Drama im Kino "Aus dem Nichts" schickt eine Frau durch die Hölle. Fatih Akins Film ist eine Verarbeitung der NSU-Mordserie. Damit knüpft der Regisseur an seine stärksten Regieleistungen an. Von Jochen Kürten Nun also kommt Fatih Akins neuer - sein inzwischen neunter - Spielfilm in die deutschen Kinos. "Aus dem Nichts" setzt sich mit dem Thema Rassismus in der deutschen Gesellschaft auseinander und schafft es, das politische Geschehen mit einer privaten Geschichte zu verknüpfen - ohne dabei moralisch oder didaktisch zu erscheinen. Ein "echter" Fatih-Akin-Film mit sehr viel Emotionen. Fröhlich getanzt wird nur kurz in Akins neuem Film "Aus dem Nichts". Katja und Nuri Sekerci (Diane Kruger und Numan Acar) sind ein Paar. Er ist Kurde - das allein genügt radikalen Rechten, um ihn zu ermorden. Akin greift in seinem neuen Film die Mordserie des NSU auf. Für den Regisseur auch ein ganz persönliches Anliegen. Ausgezeichnet: Diane Kruger - "Aus dem Nichts" ist vor allem ihr Film: Die in Deutschland geborene Schauspielerin Diane Kruger, die bisher ausschließlich in internationalen Produktionen zu sehen war, spielt hier erstmals in einem deutschen Film mit. Für ihre Rolle einer verzweifelten Frau, deren Mann und Kind bei einem Bombenanschlag ums Leben kommen, erhielt sie beim Festival in Cannes den Preis für die beste Darstellerin. Jugenddrama "Tschick": Es scheint, als ob sich Fatih Akin mit "Aus dem Nichts" endgültig aus einer Schaffenskrise befreit hat. In Cannes stieß sein neuer Film im Mai auf viel Zustimmung. Bereits 2016 hatte der Regisseur für das Jugenddrama "Tschick" (unser Bild) gute Kritiken erhalten. In den Jahren zuvor hatte Akin eine mehrjährige Regiepause eingelegt - und dann mit einer Großproduktion Schiffbruch erlitten. "The Cut": Das mit viel Aufwand in Szene gesetzte Drama "The Cut", uraufgeführt 2014 bei den Filmfestspielen in Venedig, war für Akin künstlerisch und kommerziell ein Mißerfolg gewesen. Der Film, der den türkischen Völkermord an den Armeniern zum Thema hatte, war ein gut gemeintes, aber über weite Strecken blutleer inszeniertes Geschichtsepos. Internationaler Durchbruch mit "Gegen die Wand": 13 Jahre liegt der große Durchbruch des Filmregisseurs Fatih Akin nun zurück. Sein Drama "Gegen die Wand" überraschte 2004 bei der Berlinale mit einer emotionalen Wucht, der sich kein Zuschauer entziehen konnte. Dafür gab's den Goldenen Bären und die Erkenntnis, dass das deutsche Kino wieder einen Regisseur hatte, der ungebändigte Emotionen auf die Leinwand bringen konnte. Furioses Debüt: "Kurz und Schmerzlos" Dabei hatten aufmerksame Beobachter schon 1998 erkannt: Das Debüt des 25-jährigen Fatih Akin über drei junge Männer in Hamburg-Altona hatte eine emotionale Kraft, die das heimische Kino sonst selten ausstrahlte. Auch brachte Akins Debüt dem deutschen Film einen inhaltlichen Energieschub: Die Hauptdarsteller hatten türkische, serbische und griechische Wurzeln - Zeichen für ein neues Multikultikino. Preisgekrönter Fatih Akin: Nach Preisen in Locarno ("Kurz und Schmerzlos") und bei der Berlinale ("Gegen die Wand") erntete Akin auch für seinen nächsten Spielfilm "Auf der anderen Seite" viel Lob. Und der Preisregen ging weiter. "Auf der anderen Seite" bekam bei den Filmfestspielen in Cannes 2007 unter anderem die Auszeichnung für das beste Drehbuch. Witz und Ironie in "Soul Kitchen": Was fehlte Akin noch? Ein Preis in Venedig. Den gab's dann 2009 für die Hamburg-Komödie "Soul Kitchen". Auch in diesem Film um einen erfolglosen Restaurantbesitzer und dessen Freundin und Bruder spielte Akin wieder seine Stärken aus: sein sicheres Gespür für Dialoge, schräge Gestalten und eine Menge Kiez-Witz. Die Venedig-Jury verlieh dem Regisseur dafür ihren Großen Preis.