Ausstellung "Refugees" zeigt Flüchtlingsalltag Herlinde Koelbl zählt zu den renommiertesten Fotografinnen in Deutschland. Für ihr Foto-Projekt "Refugees" war sie in den Flüchtlingslagern Europas unterwegs. Ihre Momentaufnahmen erzählen vom Schicksal Hunderttausender. Flüchtlingsalltag: Eine Momentaufnahme, malerisch, trotz des Flüchtlingselends drumherum. Aufgenommen hat Herlinde Koelbl dieses Bild auf Sizilien. Tausende Geflüchtete aus Afrika waren bereits versorgt, viele ruhten sich auf den Pritschen eines notdürftigen Erstaufnahmelagers aus, andere warteten in den Bussen. Der Presserummel war längst vorbei, als dieser Mann zu den Dixi-Klos eilte. Koelbl stand zufällig da. An Land gespült: Bilder von verzweifelten Flüchtlingen, die aus überfüllten Booten gerettet und mit Schwimmwesten versorgt werden, gibt es viele. Nur selten aber ist ein Fotograf hinter den Kulissen der Flüchtlingsdramen unterwegs gewesen. Herlinde Koelbl sucht nach ungewöhnlichen Motiven und findet oft Bilder, die ihre eigene Geschichte erzählen. Fluchtpunkt Europa: Achtlos schwimmen überall an der Mittelmeerküste Kleidungsstücke im Wasser, von der Brandung ans Ufer getrieben. Niemand weiß, ob die Menschen, die diese Kleidung trugen, ihre gefährliche Reise übers Meer überlebt haben. Oder ob sie zu den Tausenden gehören, die ertrunken sind. Verbarrikadierte Festung: Die Außengrenzen der europäischen Länder sind mittlerweile martialisch aufgerüstet: NATO-Stacheldraht, Panzer, die die Grenzen bewachen. Koelbl hat einige dieser Außenposten besucht. Selbst im Schatten solcher Zäune versuchen die Flüchtlinge, sich einzurichten: in winzigen Zelten, in denen die Menschen auf dem nackten Erdboden campieren. Am Stacheldraht hängen sie Wäsche zum Trocknen auf. 5 x 5 Meter Deutschland: Wie kleine Waben oder Zellen, die als größeres Netzwerk von Behausungen zusammengeknüpft sind, wirken diese Notunterkünfte in einem deutschen Aufnahmelager. Aber hier sei wenigstens ein bisschen mehr Privatsphäre möglich als in den vom Wind zersausten provisorischen Zeltlagern in Griechenland oder Mazedonien, sagt Koelbl. Botschafterin in Sachen Fotografie: Die erste Station von Koelbls Fotoausstellung "Refugees" war das Auswärtige Amt in Berlin. Hier die Fotografin, die anfangs als Modedesignerin gearbeitet hat, bei der Eröffnung in Berlin. Durch politisch ambitionierte Fotoprojekte ("Spuren der Macht", "Feine Leute") hat sich Herlinde Koelbl längst auch international einen Namen gemacht. Vorliebe für das Serielle Herlinde Koelbl fotografiert gern längerfristige Themenreihen. Im Berliner Museum für Kommunikation sind derzeit noch andere Flüchtlingsbilder von ihr zu sehen: "Stille Post. Vom Hören und Verstehen". Eine Anregung zum freundlichen Dialog mit den Flüchtlingen in unserem Land.