Berliner Moscheen Mehr als 80 Moscheen gibt es in der Hauptstadt. Ob klassisch oder modern, die islamischen Gotteshäuser gehören zur Berliner Geschichte und prägen auf vielfältige Art und Weise das Stadtbild. Eindrücke von Till Strätz und Max Zander Nach indischem Vorbild: Inmitten von Wohnhäusern befindet sich im Berliner Stadtteil Wilmersdorf die älteste erhaltene Moschee Deutschlands. Die Ahmadiyya-Moschee wurde vom dem deutschen Architekten Karl August Herrmann konzipiert und ist dem Stil des indischen Taj Mahal nachempfunden. Sie wurde 1928 eingeweiht. Moschee und Mission: Trotz der arabischen Kalligrafien im Gebetsraum; seit der Eröffnung werden alle Predigten und Vorträge in der Moschee auf Deutsch gehalten. Ursprünglich wurde sie zum Zwecke der Missionierung errichtet. 1934 wurde hier das erste deutsche Ehepaar, welches zum Islam konvertierte, getraut. Heute dienen die Räumlichkeiten vorwiegend als Informationszentrum und werden für das Freitagsgebet genutzt. Unter Denkmalschutz: Im Innern der Ahmadiyya-Moschee sieht man die Spuren der Zeit. Den 2. Weltkrieg überstand sie schwer beschädigt. Die sowjetische Armee hatte das Gebäude unter Beschuss genommen, nachdem Wehrmachtssoldaten dort Stellung bezogen hatten. Mithilfe der Alliierten und Spendengeldern aus Lahore wurde die Moschee in der Nachkriegszeit restauriert. Seit 1993 steht sie unter Denkmalschutz. Bauhausstil mit Minarett: Ein weiteres Haus der Ahmadiyyah-Bewegung befindet sich im Ortsteil Heinersdorf. Die Khadija-Moschee wurde als Fusion westlicher und islamischer Baukunst konzipiert. Klare Formen der Bauhausarchitektur sind hier gepaart mit der charakteristischen Kuppel und einem 12,5 Meter hohen Minarett. Kontroverses Gotteshaus: Im Jahr 2008 konnten die rund 200 Gemeindemitglieder das Gebäude beziehen. Der Eröffnung gingen heftige Proteste voraus. Dass die Moschee schließlich akzeptiert wurde, ist ein Verdienst der Initiative "Heinersdorf öffne dich" und des ersten Imams Abdul Basit Tariq, der nach dem Motto "Liebe für alle, Hass für keinen" für Austausch und Offenheit eintrat. Schlichte Eleganz: Die Funktionalität des Gebäudes setzt sich im Inneren fort. Die Architektin Mubashra Ilyas hat auf schmuckvolle Elemente weitgehend verzichtet. Die niedrigen Räume bieten Platz für etwa 250 Personen. Über dem Hauptraum im Erdgeschoss befindet sich der abgetrennte Bereich für die Frauen. Größte Moschee: Die Sehitlik-Moschee in Neukölln versteht sich als Kulturzentrum und Moschee. Das größte islamische Gotteshaus in Berlin bietet Platz für bis zu 1.500 Personen. Die Moschee gehörte auch zu den ausgewählten Orten, die Bundespräsident Joachim Gauck im Herbst 2012 bei seinem offiziellen Amtsantritt in Berlin besuchte. Islamischer Friedhof: Die Moschee wurde in den 1980er Jahren neben dem islamischen Sehitlik-Friedhof errichtet und später großzügig erweitert. Bereits 1866 übereignete der preußische König Wilhelm I. der Türkischen Gemeinde das Grundstück. Heute werden auf dem Friedhof nur noch Bestattungszeremonien durchgeführt, die Toten anschließend an andere Friedhöfe oder in ihre Heimatländer verbracht. Kultureller Austausch: Die Sehitlik-Gemeinde sucht den Kontakt zu der nicht-muslimischen Bevölkerung. Neben Veranstaltungen zu allgemeinen und Islam verwandten Themen finden hier mehrmals täglich Führungen statt. Den Besuchergruppen werden so die Räumlichkeiten der Moschee erklärt und auch die Grundsätze des Islam nähergebracht. Islamisches Zentrum: Auf den ersten Blick kaum als solche zu erkennen: Die Umar-Ibn-Al-Khattab-Moschee im Herzen Kreuzbergs fügt sich harmonisch in den Häuserblock ein. Sie ist Teil des islamischen Maschari-Zentrums. Hier sind neben den Gebetsräumen verschiedene Geschäfte, Cafés und ein Reisebüro untergebracht. Außerdem beherbergt das 2008 eröffnete Gemeindehaus eine Koranschule. Rituelle Waschung: Prachtvoll verzierte Wände und Decken bilden das Umfeld für die Waschräume im Keller des Maschari-Zentrums. Nach Geschlechtern getrennt führen die Gläubigen hier ihre rituellen Waschungen durch. Der Islam gebietet gläubigen Muslimen, fünf Mal am Tag zu beten. Dafür wird die körperliche und geistige Reinheit vorausgesetzt. Internationale Gemeinde: Im Gebetsraum unter dem opulenten Leuchter finden etwa 1.000 Menschen Platz. Die meisten Gemeindemitglieder haben türkische Wurzeln, aber auch Araber, Bosnier und Afrikaner kommen hierher. Das Freitagsgebet findet traditionell auf Arabisch statt. Zwei Bildschirme an den Wänden geben die Übersetzung auf Deutsch und Türkisch wieder. Eine Moschee, zwei Kuppeln: Wie ein Maulwurfshügel ragt die Kuppel im Hinterhof hervor. Die Berliner Bauverordnung greift eben auch für islamische Gotteshäuser. An dieser Stelle ist laut Gesetzgeber ein begrüntes Dach vorgeschrieben. Eine weitere, repräsentative Glaskuppel befindet sich auf der Vorderseite. Dort wohnt der Hausmeister.