Die Ikonen der Revolution in Ägypten 2011 Zehn Jahre nach Beginn des Volksaufstandes in Ägypten am 25. Januar 2011 ist die Hoffnung auf Demokratie und Meinungsfreiheit begraben. Viele der Aktivistinnen und Aktivisten sind desillusioniert und inhaftiert. Von Cathrin Schaer Wael Ghonim – desillusioniert in den USA: 2011 nannte "Time Magazin" Wael Ghonim eine der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt. Er gründete die Facebook-Seite "Wir sind alle Khaled Said", die an den 28-jährigen Blogger erinnerte, den Polizisten 2010 zu Tode prügelten. Beim Aufstand 2011 spielte die Seite eine wichtige Rolle. Seit 2014 lebt der jetzt 40-Jährige in den USA – zunehmend desillusioniert von der Situation in Ägypten Mahienour El-Massry – willkürliche Inhaftierung: Die Menschenrechtsanwältin aus Alexandria protestierte als eine der ersten gegen den Tod von Khaled Said im Juni 2010. Mahienour El-Massry, jetzt 35, wurde mehrfach verhaftet und verbrachte etliche Jahre hinter Gittern. 2019 wurde sie erneut festgenommen. Bis heute hat sich noch kein Richter mit ihrem Fall befasst, den Human Rights Watch "willkürliche Inhaftierung" nennt. Alaa Abdel Fattah – im Gefängnis geschlagen: Gemeinsam mit seiner Frau Manal startete Alaa Abdel-Fattah 2004 einen Blog, um ägyptische Aktivisten zu unterstützen. 2005 bekam das Paar dafür einen Sonderpreis der DW Weblog Awards. Abdel-Fattah saß mehrere Jahren im Gefängnis. Im März 2019 wurde er entlassen – und im September erneut festgenommen. Er ist weiterhin in Haft und wird nach Angaben von Amnesty International gefoltert. Ahmed Maher – auf Bewährung draußen: Ahmed Maher ist Mitgründer der Jugendbewegung 6. April, die aus der Unterstützung eines Textilarbeiterstreiks 2008 entstand und die Revolution 2011 mitorganisierte. Wie viele Aktivisten wurde Maher (40) mehrfach verhaftet. Von Ende 2013 bis Anfang 2017 saß er im Gefängnis – und kann seitdem nach Gutdünken der Polizei erneut inhaftiert werden. 2014 wurde die Bewegung 6. April für illegal erklärt Esraa Abdel Fattah – Haft statt Nobelpreis: Wegen ihrer Live-Berichte von den Protesten wurde Esraa Abdel Fattah als Ägyptens "Facebook Girl" bekannt. 2011 war sie für den Friedensnobelpreis nominiert. Mit Ahmed Maher hatte sie die Bewegung 6. April gegründet und wurde ebenfalls mehrfach verhaftet. 2019 wurde die jetzt 43-Jährige erneut festgenommen und ist bis heute in Haft – trotz internationaler Proteste. Ahmed Douma – hinter Gittern, bei allen: Berühmt wurde der Aktivist und Blogger Ahmed Douma, weil er von jeder der bisherigen Regierungen ins Gefängnis geworfen wurde: Unter Langzeitautokrat Hosni Mubarak, unter dem Muslimbruder Mohammed Mursi und im jetzigen Militärregime Abdel Fattah al-Sisis. 2019 wurde Douma (jetzt 32) zu 15 Jahren Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis und einer Geldstrafe von rund 275.000 Euro verurteilt. Asmaa Mahfouz – Familie hat Vorrang: Ihr Facebook-Video machte sie zu einer Symbolfigur der Revolution: Darin rief sie die Ägypter auf, ihre Menschenrechte einzuklagen und inspirierte so Hunderttausende zum Protest. Das EU-Parlament hat ihr 2011 den Sacharow-Preis verliehen. Asmaa Mahfouz darf Ägypten nicht verlassen und ist politisch stiller geworden: Die 35-jährige alleinerziehende Mutter kümmert sich um ihre beiden Kinder. Mohamed El Baradei – Zuflucht in Wien: Der einstige Diplomat und Chef der Internationalen Atomenergieorganisation engagierte sich seit 2010 in der Opposition. 2013 war Mohamed El Baradei unter dem jetzigen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi einen Monat lang Vizepräsident. Nach einem Massaker an Hunderten Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi trat er zurück. Seitdem lebt er in Österreich.