Die letzten Wakhi-Schäferinnen des Pamir Im abgelegenen Shimshal-Tal des nordpakistanischen Karakorum-Gebirges passen sich die Menschen jedes Jahr an den Rhythmus der Berge an – mit der "Kutch", der Herdenwanderung von Menschen und Tieren, die von Frauen geleitet wird. Von Camille Del Bos Am Ende des Tages melkt eine Wakhi-Schäferin im Pferch ihre Herde. Sie trägt einen "Kilt", einen bunt bestickten Wakhi-Hut, den nur die Ältesten tragen. Ihr Arbeitsalltag ist geprägt vom Hüten und Melken der Schafe und der Herstellung traditioneller Arten von Käse und Yakbutter. Am Fuße einer 6.000 Meter hohen Gebirgskette liegt das Pamir-Plateau, eine Hochebene mit Weideflächen und vielen Seen. Im Frühling errichten einige Frauen und Männer in einer Höhe von über 4.600 Metern eine provisorische Siedlung. Dort verbringen sie fünf Monate unter harten und isolierten Bedingungen. Wakhi-Schäferinnen im Karakorum-Gebirge melken ihre Schafe. Um ihre eigene Herde zu finden, suchen sie nach den kleinen bunten Bindfäden an den Ohren der Tiere. Eine Wakhi-Schäferin und ihr Sohn in ihrer Hütte im Karakorum-Gebirge. Schäferinnen jeden Alters – mit Kindern oder ohne – arbeiten unermüdlich in dieser harten und unwirtlichen Umgebung. Inayat, eine Wakhi-Schäferin, füllt einen großen Kochtopf mit frischer Milch. Danach wird sie sie zwölf Stunden lang kochen, um den für die Region typischen Käse herzustellen. Da es in dieser Höhe kein Holz gibt, verbrennt sie Yakfladen, die vorher in der Sonne getrocknet wurden. In der Sommersiedlung auf der Hochebene im Karakorum-Gebirge macht sich eine Wakhi-Schäferin in alter Kleidung mit Schürze und Eimer bereit, ihr Vieh zu melken. Eine Möglichkeit, die lokale Kultur und Tradition zu beleben: Einheimische Wakhi tanzen auf dem sogenannten Wollfest, einer religiösen Feier auf der Hochebene. Die Bewohner der Siedlung treffen sich in festlicher Atmosphäre, singen Lieder in der Wakhi-Sprache und beteiligen sich an traditionellen Tänzen. Zum Wollfest essen die Einheimischen eine Brotmischung namens „Charmuk“, die in einem flachen Gefäß aus Brot und geschmolzener Yakbutter hergestellt wird. Dazu gibt es Tee mit Milch und Salz. Viele Schäferhütten im Karakorum-Gebirge, die aus Lehm und Steinen hergestellt sind, stehen leer, da nicht genug junge Schäferinnen da sind, um die ältere Generation zu ersetzen. In diesem Jahr waren nur 17 von etwa 40 Hütten bewohnt. Nar Begum ist eine der ältesten Schäferinnen. In ihrer Hütte musiziert sie auf einer hölzernen Maultrommel, die nur eine Saite hat. Sie seufzt und schaut zur Seite: "Einige meiner Freunde konnten nicht kommen, weil sie nicht mehr gesund sind. Andere sind einfach weggegangen. Und was aus mir wird, weiß nur Gott!" Vor dem Ende des Wollfestes spielen junge Wakhi-Männer auf 4.500 Metern über dem Meeresspiegel Kricket auf einem improvisierten Spielfeld. Die Entbehrungen während der Herdenwanderung sind bei den Jüngeren kaum beliebt. Im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern bevorzugt die jüngere Generation zumeist eine moderne Lebensweise. Einige Schäferinnen und Männer sitzen im Karakorum-Gebirge vor der Tür einer "Jamaat Khana", einer Religionsstätte, wo sich die Wakhis versammeln und beten. Eine Wakhi-Schäferin sitzt auf dem Dach ihrer Hütte im Karakorum-Gebirge und stellt eine dicke Paste aus gekochter Milch her, aus der dann Käse gemacht wird. Milch gibt es im Überfluss, und der sonnengetrocknete „Qurut-Käse“ ist nur eine von vielen Möglichkeiten, sie zu nutzen. Gemeinsam mit dem Verkauf von Vieh bietet er den Familien eine zusätzliche Einkommensquelle. Eine Herde Schafe und Ziegen kehrt zu ihrem Pferch zurück, nachdem sie tagsüber auf ihrer Hochweide im Karakorum-Gebirge gegrast haben.