Gesichter der iranischen Jugend Angesichts der zahlreichen Restriktionen und Zwänge im Alltag versuchen viele junge Menschen in der Islamischen Republik sich Freiräume zu erobern – ohne dabei ihre eigene Kultur aus den Augen zu verlieren. Eindrücke von Gwenvaël Engel Kulturbegeisterte Jugend: Teherans Galerien sind bei der jüngeren äußerst beliebt, und die Kulturszene des Landes wird immer vielfältiger. Laut Ansicht eines 25-jährigen Fotografen sind "mitunter auch die vielen staatlichen Restriktionen der Grund dafür, weshalb sich die Szene im Aufwind befindet. Kunst wird als Mittel zur Emanzipation gesehen". Wandmalerei erlaubt: Während politische Parolen an Fassaden im Iran selbstverständlich verboten sind, ermutigen die Behörden junge Künstler dazu, Wände an Schulen zu verschönern. "Manchmal halten sogar Einheimische auf der Straße an und staunen, dass eine Frau so frei Wände bemalen darf", erklärt die junge Künstlerin Negin und lacht. "Wenn sie sehen, was ich tue, ermutigen mich Menschen, die ich gar nicht kenne, weiter zu machen – zum Teil aus künstlerischen Gründen, aber auch aus Gründen der Emanzipation." Auszeit vom grauen Alltag der Islamischen Republik: Viele Iraner fahren am Wochenende gerne aufs Land, um der Geschäftigkeit und dem Stress in den großen Metropolen zu entfliehen – oder aber um sich den Blicken der Tugendwächter und Polizei für ein paar Tage zu entziehen. Abhängen statt im Strom mitschwimmen: Wegen der Vielzahl öffentlicher Zwänge in der Islamischen Republik ziehen sich nicht wenige Jugendliche in ihre private Nische zurück. Andere wollen auswandern - in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. "Wir lieben dieses Land genauso leidenschaftlich, wie wir es hassen", bringt ein junger Mann das Credo vieler iranischer Jugendlicher auf den Punkt. Freundlich, aber auf Distanz: In den Arbeitervierteln im Süden Teherans wird man zumeist einer "traditionell" eingestellten Jugend gewahr. Hier meidet man aus Höflichkeit und Bescheidenheit eher das direkte Gespräch mit unbekannten Frauen. Fenster zur Welt: Der Tourismus hat mittlerweile einen erheblichen Einfluss auf die iranischen Küstenregionen wie hier am Persischen Golf. Mohammad, der im Tourismusgewerbe am Golf arbeitet, meint: "Dank des boomenden Tourismus lernen sogar die Kinder von klein auf Englisch und entdecken andere Kulturen. Das wäre vor noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen." Die Möglichkeit einer Insel: Qeshm ist für viele iranische Jugendliche "ein Geschenk des Himmels". Dort hat sich seit einigen Jahren vor allem der Wassersport fest etabliert und erfreut sich großer Beliebtheit. Eins mit dem Meer sein: Das Leben auf der Insel Qeshm findet mehr auf dem Wasser als auf dem Land statt. Auch die Fischerei zählt zu einem der lokalen Industriezweige, die auf Qeshm floriert. Im Dienst der Armee: Meisam zeigt sich besorgt über den Beginn seines Militärdienstes, der in einigen Tagen beginnen soll. Denn er weiß nicht, wie er das Geld, das er verdient, nach Hause schicken soll, oder wer sich in seiner Abwesenheit um seine kranke Frau kümmert. Auf dem Weg der Besserung: Ali und Majid entwöhnen sich nach und nach von ihrer Drogensucht. Für einige junge Iraner, die darum kämpfen, ihren Platz in einer Welt zu finden, die sehr stark traditionell verankert und von Verboten und Geboten geprägt ist, bieten Drogen häufig eine willkommene Flucht in eine andere, wenn auch trügerische Welt.