Indien und Pakistan - 70 Jahre Unabhängigkeit Einen Tag nach Pakistan feierte auch Indien am 15. August seine Staatsgründung und Unabhängigkeit von britischer Besatzung. Aber noch immer sind die bilateralen Beziehungen von gegenseitigem Misstrauen und Spannungen geprägt. Von Srinivas Mazumdaru Zeit zu feiern: Millionen nahmen am 15. August an den Feierlichkeiten zum Ende der britischen Herrschaft in Indien (die "Raj" genannt wird) teil. Alle gesellschaftlichen Gruppen und Schichten beteiligten sich in Form von Tänzen, Paraden und anderen Zeremonien. Von '"Swaraj" zu "Suraj": Traditionsgemäß hisste Premier Modi die indische Flagge und hielt seine Rede an die Nation von Delhis Rotem Fort aus, einer berühmten Festung aus dem 17. Jahrhundert. Gekleidet in eine kurzärmlige weiße Kurta und mit einem Turban in Rot, Pink und Gelb erklärte Modi, Indien befinde sich im Übergang von Selbstregierung (swaraj) zu guter Regierung (suraj). Erfolgsbilanz - was sonst?: Modi nannte in der der Erfolgsbilanz seiner Regierung (seit 2014) unter anderem besseren Zugang zu Finanzdienstleistungen für benachteiligte Schichten, Verbesserungen im Gesundheitswesen und für die Landbevölkerung. Er erwähnte auch die Errichtung von 20 Millionen Toiletten und die Elektrifizierung tausender abgelegener Dörfer. Doch der Hindu-Nationalist gilt als Polarisierer und ist politisch umstritten. Gesellschaftliche Probleme: Viele Inder sind aber auch über gesellschaftliche Spannungen und wachsende Intoleranz besorgt. Anlass waren in jüngster Zeit Übergriffe gegen die Angehörigen der untersten Kasten (Dalits) und gegen Muslime durch Hindu-Extremisten. Modi sprach sich angesichts dessen für einen ebenso "harten wie einfühlsamen Ansatz" gegenüber Problemen wie "Kastenideologie" und "Unberührbarkeit" aus. Neue Gewalt in Kaschmir: Während im übrigen Indien gefeiert wurde, griffen mutmaßliche Separatisten in Srinagar eine Polizeiwache an, es gab Tote und Verletzte. Gewaltsame Zusammenstöße haben im indischen Teil Kaschmirs seit Anfang Juli wieder zugenommen, es gab über 50 Tote zu beklagen. Premier Modi ging in seiner Rede nicht auf die Lage im indischen Teil Kaschmirs ein. Vorwürfe an die Adresse Pakistans: Allerdings rief Modi in allgemeiner Form zu einem Ende der Gewalt auf und sagte , dass Indien Terrorismus niemals tolerieren werde. Und er versäumte nicht Pakistan, zu kritisieren, dem er vorwarf, den Terrorismus zu unterstützen. Indien als Beschützer der Unterdrückten in Pakistan?: Modi erwähnte in seiner Rede erstmals die seit Jahren von Unruhen geplagte pakistanische Provinz Belutschistan an der Grenze zum Iran: "Die Welt schaut hin. Die Menschen im pakistanisch besetzten Kaschmir, in Belutschistan und in Gilgit haben mir oft gedankt in den vergangenen Tagen. Es darf uns stolz machen, dass diese für Unterstützung nach Indien schauen." Alles überschattender Kaschmir-Konflikt: Vor Modis Rede hatte Pakistans Präsident Mamnoon Hussain die Lage im indischen Teil Kaschmirs seinerseits ins Zentrum seiner Rede zum Unabhängigkeitstag gestellt. Der Kaschmir-Konflikt ist nach wie vor der Kernpunkt des Streits zwischen Indien und Pakistan. Schon mehrmals seit der Unabhängigkeit kam es wegen des Territorialstreits zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen beiden Seiten. Wann gibt es wieder Gespräche?: Trotz der nationalistischen Töne bei den Feierlichkeiten lud Pakistan Indien unmittelbar nach Modis Rede offiziell zu Gesprächen über eine Lösung des Kaschmir-Konflikts ein. Beide Länder hätten die internationale Verpflichtung, den Streit beizulegen. Nun ist Indien am Zug.