Indonesien: Lesestoff gegen Plastikmüll Auf der indonesischen Insel Java gründet eine Bibliothekarin eine mobile Bücherei und leiht Kindern Bücher im Tausch gegen Müll. So sollen sie ein besseres Gespür für die Umwelt entwickeln und gleichzeitig mehr lesen. Von Julie Huehnken Kleine Initiative schafft Großes: Jeden Wochentag belädt Reden Roro Hendarti ihr Dreirad mit Lesestoff und fährt in das Dorf Muntang, um von den dort lebenden Kindern Müll anzunehmen, den sie gegen ihre Bücher tauscht. Eine kleine Initiative, die Großes bewirkt und Kinder aus der Region stärker für die Umwelt sensibilisiert. Besonders in ländlichen, abgelegenen Regionen hat Indonesien bis heute ein großes Problem mit Plastikmüll. Tauschgeschäft: Sobald sie auftaucht, ist der Andrang groß. Viele Kinder warten schon auf sie und stehen Schlange, um an eines der beliebten Bücher zu kommen. Eingetauscht werden sie gegen Plastikbecher, Taschen und anderen Abfall, den Reden auf dem Dreirad sammelt, bevor er von ihren Kollegen sortiert und zum Recycling gebracht oder verkauft wird. Kiloweise Plastikmüll: Rund 100 Kilogramm Müll sammelt Reden so jede Woche. “Wir sollten uns auch um unseren Abfall kümmern, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Erde zu retten”, sagt Reden. Die Gründerin der "Trash Library" wiegt den gesammelten Müll täglich, um einen Überblick zu behalten und zu dokumentieren, wie viel über die Monate zusammengekommen ist. Gemeinsames Schmökern: Die kleine mobile Bücherei kommt bei den Kindern gut an. “Wenn es zu viel Müll gibt, wird unsere Umwelt immer schmutziger und das ist nicht gesund. Deswegen suchen wir nach Müll, um uns davon Lesestoff auszuleihen,” sagen die Kinder und sitzen auch nach der Schule noch gemeinsam zusammen, um in ihren Büchern zu stöbern. Kinderbücher statt Konsolenspiele: Reden Roro Hendarti ist nicht nur froh, dass sie die Kinder mehr zum Lesen bringt, sie schafft es durch ihre Initiative auch, dass die Kinder weniger Zeit mit Online-Spielen verbringen. “Lasst uns von klein auf eine Bildungskultur aufbauen, um den Schaden der Online-Welt zu mildern”, sagt sie. Gerade durch die Corona-Pandemie sei das Problem der Online-Spielsucht unter den Kindern größer geworden. Unterwegs in besonderer Mission: Wegen der Corona-Pandemie bleiben in Indonesien viele Schulen über längere Zeit geschlossen – mit schwerwiegenden Folgen: Nach einem Bericht der Weltbank drohen über 80 Prozent der Jugendlichen in Indonesien die OECD-Mindeststandards beim Lesenlernen zu verfehlen. Mit ihrem Dreirad, auf dem sie täglich bis zu 6.000 Bücher transportiert, will Reden Rodo Hendarti wenigstens ein bisschen dagegen tun.