Kamelmilch - das weiße Gold von Dubai Die Vereinigten Arabischen Emirate sind für die Förderung von Erdöl bekannt und für verschwenderische architektonische Großprojekte. Unbekannt ist dagegen, dass Dubai Kamelmilch und Schokolade exportiert. Von Michael Marek Einfahrt zur Kamelfarm: Umm Nahad, eine halbe Autostunde von Dubai entfernt: An der Toreinfahrt steht "Emirates Industry for Camel Milk & Products". Seit 2006 wird hier Kamelmilch produziert. Riesige Fläche: In sogenannten Paddocks, überdachten Bereichen, werden etwa 4.200 Kamele auf einem 1,5 Quadratkilometer großen Gelände gehalten. Das entspricht einer Fläche von 210 Fußballfeldern. Soziale Tiere: Maximal 25 Kamele sind in einem Paddock untergebracht. Anders als Milchkühe lassen sich Kamelstuten nicht in einer Stallreihe halten, sie sind soziale Tiere und brauchen ihre soziale Gruppe. Feinschmecker: Die Kamele werden mit Biomöhren sowie mit Heu und Alfalfa, einer Hülsenfrucht, gefüttert. Sensible Tiere: Kamelstuten sind feinfühlig und eigensinnig. Sie lassen sich nur melken, wenn das Kalb zuvor gesäugt wurde; und während des Melkprozesses muss das Jungtier auch in der Nähe seiner Mutter verweilen. Melkstand: Maximal sieben Liter Kamelmilch erhält man pro Tier und Tag. Im Vergleich zu mitteleuropäischen Kühen, die täglich zwischen 25 und 40 Liter geben, ist das recht wenig. Bewegung tut gut: Zweimal am Tag wird gemolken, dazwischen werden die Kamele in einem eingezäunten Bereich bewegt. Haltbarkeit ist Trumpf: Die etwa 6.000 Liter Kamelmilch pro Tag werden nach dem Melken pasteurisiert. Kamelmilch hat 50 Prozent weniger Fett als Kuhmilch. Dazu kommt, dass ungesättigte Fettsäuren in der Kamelmilch wesentlich stärker vorhanden sind als in Kuhmilch. Es gibt drei bis fünf Mal mehr Vitamin C, wesentlich mehr Vitamin B, mehr Calcium und andere Mineralien. Das Pulver trocken halten: Zwei Drittel der Kamelmilch gehen in den Direktverkauf, aus dem Rest wird Milchpulver hergestellt. Zum Vernaschen (fast) zu schade: Seit 2008 wird die weltweit erste Schokolade auf Basis von Kamelmilchpulver hergestellt - etwa 100 Tonnen jährlich. Die Schokoladenmasse wird aber nicht in Dubai selber produziert, sondern in Österreich. Dort ist das Know-how vorhanden, um das weiße Gold in süßes Naschwerk zu verwandeln. Teures Vergnügen: Die Schokoladenmasse wird von Österreich in das Emirat zurückgeschickt. Der Kakao stammt von der Elfenbeinküste, die Vanille aus Madagaskar und die Milch aus Dubai. Hier werden die Schokoladenprodukte hergestellt und verpackt. Diese Exklusivität hat ihren Preis. Eine 70-Gramm Tafel kostet etwa sechs Euro. Geschäftspartner aus Österreich: Der Schokoladenhersteller "Al Nassma" ist wichtigste Abnehmer des Kamelmilchpulvers. 51 Prozent der Firma gehören Emiratis, die restlichen 49 Prozent liegen bei einer österreichischen Holding.