Katz-und-Maus-Spiel mit Irans Sittenwächtern Seit der islamischen Revolution im Iran müssen Frauen sich an eine strenge Kleiderordnung halten. Viele tun es dennoch nicht. Immer mehr junge Frauen tragen buntere und engere Kleidung und nehmen Repressionen in Kauf. Seit 1979 halten die Machthaber im Iran die Frauen dazu an, sich "züchtig" zu kleiden. Die Kleiderordnung schreibt vor: Die Frauen müssen ihre Haare komplett bedecken und weite lange Hosen und Mäntel tragen, am besten in dunklen Farben. Mehr als 37 Jahre Unterdrückung haben den Mut der Frauen nicht gebrochen. Viele iranische Frauen legen die Kleiderordnung sehr weit aus. Sie tragen zwar Kopftuch und Mantel, aber auf ihre Art und Weise. Fröhliche Farben und luftige Mode sind unerwünscht. Jedes Jahr im Hochsommer wird der Einsatz der Sittenwächter auf den Straßen verschärft. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, wird angehalten. Oft kommt es zu langen Diskussionen, ob die Vorschriften eingehalten wurden oder nicht. Wer die Sittenwächter nicht überzeugen kann, muss mit Geldstrafen oder sogar Haft rechnen. Inhaftierte Frauen müssen schriftlich versichern, dass sie sich künftig an die Regeln halten werden. Während der Haft werden manchmal die Kleider zerschnitten und die Frauen mit einem dreckigen, schwarzen Tschador nach Hause geschickt. Viele lassen sich von diesen Strafen nicht abschrecken. Trotz der drohenden Gefahr durch die Sittenwächter, tragen immer mehr junge Frauen buntere, engere und kürzere Kleidung. Zahlreiche Models präsentieren die neue Mode in den sozialen Medien. Das iranische Model Shabnam Molavi landete sogar auf dem Cover des amerikanischen Fashion Magazins FSHN. Im Mai wurde sie verhaftet. Ihr wurde "Verbreitung anti-islamischer Kultur" vorgeworfen. Einige Tage später konnte sie gegen Kaution das Gefängnis verlassen. Trendbewusstsein lässt sich aber nicht so einfach verbieten. Eigentlich sollte der strenge Schleierzwang unter der Regierung Rohani fallen. Modische Kleidung wird trotz des verschärften Einsatzes der Sittenwächter getragen. Präsident Hassan Rohani hatte in seinem Wahlkampf 2012 versprochen "die Belästigung auf den Straßen" zu beenden. Aber von den mehr als 20 Organisationen, die für die Überwachung der Kleidervorschriften zuständig sind, steht nur ein Teil unter seiner Kontrolle. Zudem rüstet das Regime selbst noch im April 2016 auf: Der Polizeichef von Teheran teilt mit, dass rund 7000 Frauen und Männer in Zivil ihre Arbeit als "geheime Sittenpolizei" zur Kontrolle der Frauen aufgenommen haben. Ende Juli starten iranische Männer eine Kampagne unter dem Hashtag #meninhijab in den sozialen Medien. Sie posten Fotos von sich mit Kopftuch auf Facebook, Twitter und Instagram. Ein Zeichen der Solidarität mit den Frauen im Kampf für ein Ende der Kleidervorschriften.