Mesopotamien - wo die Geschichte beginnt Zwischen Euphrat und Tigris erstreckte sich lang vor unserer Zeitrechnung das Land der Premieren. Noch heute leben wir von und mit seinen Erfindungen, oft ohne es zu wissen. Von Lea Albrecht Mesopotamien, das Land der ersten Male: An den Ufern von Euphrat und Tigris wuchsen im 4. Jahrtausend v. Chr. die ersten Städte der Menschheitsgeschichte aus dem Boden. Im Laufe des 3000jährigen mesopotamischen Lebens wurde das Netz aus Städten immer dichter, bis sich im ersten Jahrtausend v. Chr. veritable urbane Zentren entwickelten, wie Babylon oder Niniveh, hier rekonstruiert im Bild. Das erste Imperium: Mesopotamien erstreckte sich einst dort, wo heute vor allem der Irak und Syrien liegen. Das antike Land war geteilt in das nördliche Assyrien und das südliche Babylonien. Anfangs noch in viele Provinzen zerstückelt, vereinigten sich die kleinen Teile seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. zu einem zusammenhängenden Territorium. Die erste Schrift: Sie sieht aus wie schöne Muster aus Strichen und Sternen. Die älteste bekannte Schrift, die Keilschrift, stammt aus dem frühen Mesopotamien des 4. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung. Aus ihr wurde das erste Alphabet kreiert und sie war multifunktional einsetzbar - nämlich für ein Dutzend verschiedene Sprachen über 3000 Jahre hinweg. Die ersten Könige: Die mesopotamischen Könige wie Tukulti-Ninurta I., dessen Name dieser Sockel trägt, bekamen in der Vorstellung der Menschen ihre Macht von Gott. Dafür mussten sie neben Sicherheit und Städtebau auch über die Gerechtigkeit in ihrem Land wachen - mit den ersten schriftlich fixierten Gesetzen. Dieses Exponat ist eines von zwölf, das die Staatlichen Museen Berlin für die Ausstellung entliehen haben. Die erste Landwirtschaft: Von Sammlern und Jägern zu Landwirten und Viehzüchtern: Zum ersten Mal in der Geschichte verließen sich die Menschen nicht mehr auf Beeren und Wild, sondern legten Felder an und züchteten Nutztiere. Sogar Bewässerungssysteme bauten sie auf, um dem trockenen Boden im Süden zu trotzen. Auch Milch wurde zum ersten Mal zu verschiedenen Produkten verarbeitet. Das erste Rad wurde ebenfalls in Mesopotamien erfunden. Auf diesem Relief bearbeitet gerade ein Schreiner eine Raddeichsel. Die Mesopotamier schufen aber auch andere innovative Handwerke: Sie erfanden das Flechten, stellten Textilien her und experimentierten mit dem Feuer. So entstanden Keramik, Metalle und sogar Glas. Göttliche Hierarchien: Augen aus Lapislazuli und Muschelschalen. Das ist der Mesopotamier Ebih-Il beim Beten, ein Meisterstück der Ausstellung im Louvre-Lens. Religion bestimmte das ganze Leben im Zweistromland. Die Welt der Menschen wurde als Abbild der göttlichen Welt gesehen. Hochrangige Götter wurden von niederen Gottheiten bedient. Die Menschen standen am Ende der Kette und mussten Gehorsam und Arbeit leisten. Das Ende: Alexander der Große brachte im Jahr 331 v. Chr. Mesopotamien zu Fall und verbreitete er die griechische Kultur im Zweistromland. Mesopotamische Traditionen und Lebensarten gingen verloren. Bis sie Jahrtausende später wieder ausgegraben wurden und nun zum Teil erstmals im Louvre zu sehen sind.