Perle der Ewigkeit - Bagdads bedrohte Schätze Reich an Kulturschätzen blickt die irakische Hauptstadt Bagdad auf eine einzigartige Geschichte zurück. Doch Terror, Krieg und staatliches Versagen haben unwiderruflich ihre Spuren hinterlassen. Eindrücke von Ali al-Gharbawi Die historische Qishleh-Uhr am Saray-Markt in Bagdad: Der Turm war jahrhundertelang eines der Wahrzeichen Bagdads. Die Uhr wurde 1868 vom osmanischen Herrscher Medhat Pascha an der Spitze eines Turms inmitten seines Regierungssitzes errichtet und fungierte als Orientierungspunkt für die Bewohner Bagdads. Heute ist die Sicht auf den Turm durch zahlreiche Hochhäuser verdeckt. Der Schrein von Imam Al-Kazim und seinem Sohn Imam Jawad: In Al-Kazimiyya, einem Wahrzeichen der Überreste der Abbasiden-Ära, darf man sich der Moschee (eine goldüberzogene Kuppel mit vier Leuchtern, die das Grab von Imam Moussa al-Kazim und seinem Enkel Imam Muhammad al-Jawad enthält) nicht mit dem PKW nähern. Man muss aus dem Auto aussteigen, um bis zum Platz des Schreins zu gelangen. Die "Brücke der Imame" am Schrein des Imam Azam: Am östlichen Ende der "Brücke der Imame" liegt der Schrein des Imam Azam, ein Meisterwerk der Architektur, das die glorreiche Vergangenheit Bagdads bezeugt. Auffallend ist, dass das Bauwerk nicht von Befestigungsanlagen oder Betonblöcken umgeben ist und von Sicherheitspersonal bewacht wird wie beim Kazimiyya-Schrein auf der anderen Seite. Historischer Eindruck von der "Brücke der Imame": Sie war einst Anlegestelle für Boote (hier ein Bild aus dem Jahr 1939). Heute verbindet sie den schiitisch geprägten Stadtteil Kazimiyya mit dem sunnitsch geprägten Viertel Azamiyya. Die Al-Raschid-Straße in Bagdad: Dort herrscht heute gähnende Leere. Dabei zählte sie einst zu den ältesten und lebendigsten Straßen der irakischen Hauptstadt. Sie wurde vom osmanischen Gouverneur Bagdads 1910 gebaut und mehrfach erweitert, da sie als Durchgangsstraße für seine Elitensoldaten benutzt wurde. In den 1930er Jahren avancierte sie zu einem beliebten Treffpunkt für Händler und Kulturschaffende. Heute scheint sie weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Die Al-Mutanabi-Straße in Bagdad: Im Gegensatz zur Al-Raschid-Straße blüht die ebenfalls historische Mutanabi-Straße heute regelrecht auf. Sie galt als ein Seismograph für die Vitalität der irakischen Kultur im Laufe der Jahrhunderte. Heute bildet sie zweifelsohne das Epizentrum des kulturellen Lebens Bagdads: Dort finden sich Bibliotheken, Verlage und Buchhändler. Jeden Freitag pilgern Intellektuelle, Studenten und Buchliebhaber in die ehrwürdige Straße. Die Jungfrau-Maria-Kirche in Bagdad: Die chaldäisch-katholische Marienkirche zählt zu den ältesten Kirchen im Zweistromland. Sowohl Christen als auch Muslime besuchen sie, um sich segnen zu lassen. Jedoch wurde sie im Irakkrieg 2003 mehrfach beschädigt und ist heute renovierungsbedürftig. Das Babel-Kino: Vom Glanz des renommierten Babel-Kinos ist heute nicht mehr viel übrig. Das historische Filmhaus war der Dreh- und Angelpunkt der Filmindustrie im Lande. In ihm wurden während der Saddam-Diktatur fast ausschließlich Propaganda-Filme gezeigt. Heute steht es symbolisch für den Niedergang der Kinotradition im Zweistromland. Die Überreste des Raschid-Theaters in Karkh: Das Raschid-Theater war die erste Adresse für Schauspieler und Theaterliebhaber. Nach dem Sturz Saddam Husseins wurde es jedoch zum Opfer von Korruption, Missmanagement und Verwahrlosung.