Rohingya in Bangladesh: Jahrestag des Exodus Vor einem Jahr begann der Exodus der Rohingya aus Myanmar. Hunderttausende flüchteten ins benachbarte Bangladesch. Eindrücke von Andrea Marshall aus dem Flüchtlingslager Kutuopalong in Bangladesch. Staubig, heiß, eng – und fast so groß wie Köln: Schon vor Jahrzehnten sind Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch geflüchtet. Neben dem Ort Kutupalong entstand ein Flüchtlingslager. Durch die Massenflucht seit August 2017 ist dort die Einwohnerzahl stark gestiegen, weitere Camps sind entstanden. Insgesamt leben jetzt fast eine Million Menschen dort – eine Stadt fast von der Größe Kölns, aber ohne die Infrastruktur. Fußballfieber im Flüchtlingscamp: Am Eingang zum Flüchtlingscamp Kutupalong wehen internationale Flaggen. Während der Fußball-WM war oft die brasilianische oder die argentinische, vereinzelt auch die deutsche Flagge zu sehen. Fußballfieber machte sich auch im Camp und in den Dörfern der Umgebung bemerkbar. Die Bürgerreporter haben darüber berichtet. Auch in der schwierigen Situation gibt es Lebensfreude. Monsunfluten und Erdrutsche: Meist geht es darum, extreme Härten zu bewältigen. Im Frühjahr drohten Wirbelstürme, in der Monsun-Saison gefährden sintflutartige Regenfälle das Camp. In der Sendung "Palonger Hotha" verbreiten die Bürgerreporter teils überlebenswichtige Informationen: Wo gibt es Bambusstangen zur Verstärkung der Unterkünfte? Welche Wohnbereiche sollten evakuiert werden, weil Schlammlawinen drohen? Keiner bleibt trockenen Fußes: Ziel der Sendung ist auch, die Identität der Menschen zu stärken, indem ihre Alltagserfahrungen ernstgenommen werden. So fragte das Reporterteam, das aus jungen Rohingya und einheimischen Bangladeschern besteht: Was macht es mit dem Familienleben, wenn man witterungsbedingt über viele Stunden in einer engen Hütte zusammensitzen muss? Konstruktive Ideen sammeln: Wichtiges Anliegen der Bürgerreporter ist es, konstruktive Ideen zu finden und die Hörer zu inspirieren. Reporterin Sajeda berichtete über "hängende Gemüsegärten", in denen Bohnen angepflanzt werden – eine Möglichkeit, trotz des beengten Raums die Lebensmittelversorgung aufzubessern. Auch über Hausmittel gegen Krankheiten, die sich in der Regenzeit aus hygienischen Gründen häufen, wird berichtet. Bildung statt "Lost Generation": Wie merken sich Kinder den Weg nach Hause? Was können sie tun, um im riesigen Flüchtlingscamp nicht verloren zu gehen? Was sind die Herausforderungen der "Learning Centers" im Camp? Reporter Iqbal ist die Bildung der Flüchtlingskinder ein besonderes Anliegen. Echte Schulen gibt es für sie nicht. Elefanten-Alarm neu für Rohingya: Das Flüchtlingscamp liegt auf der Wanderrroute der asiatischen Elefanten. Anfang des Jahres gab es mehrere Tote, nachdem Menschen im Camp versuchten, die Tiere zu verjagen. Die Vereinten Nationen organisierten Schulungen zum richtigen Umgang mit Elefanten, "Palonger Hotha"-Reporter berichteten darüber. Grüne Hügel abgeholzt: Einige Bangladescher aus der Umgebung finden Arbeit im Zusammenhang mit dem Flüchtlingscamp. Sie beklagen aber auch, dass durch hunderttausende neu angekommene Rohingya die Lebensmittelpreise in der Region gestiegen seien. Die grünen Hügel wurden abgeholzt, weil die Flüchtlinge Platz und Brennholz brauchten. Deshalb ist es wichtig, im Bürgerradio die Perspektive der Einheimischen einzubeziehen. Konfliktsensibles Vorgehen: Mit potenziell heiklen Themen geht das "Palonger Hotha"-Team um den lokalen Trainer Mainul Khan verantwortungsvoll um. Politik ist nicht Gegenstand der Sendung. Dagegen wird über die "Smart Card" des UNHCR, die einmal die (freiwillige) Rückkehr nach Myanmar erleichtern soll, die aber vielen Flüchtlingen suspekt ist, sehr wohl berichtet. Das Trauma überwinden: Zum Jahrestag des Beginns der Massenflucht am 25. August kommen auch traumatische Erfahrungen zur Sprache. Aber zugleich erzählen Menschen, wie sie das Trauma in kleinen Schritten angehen.