Sultanat Oman: Das Ende von 1001 Nacht? Viele arabische Herrscher, die Jahrzehnte lang an der Macht waren, wurden im Jahr 2011 aus dem Amt gejagt. Aber eben nicht alle: Der Sultan von Oman regiert bereits seit vier Jahrzehnten - und ist nach wie vor beliebt. Monarch im Morgenland: Unverheiratet und kinderlos - Qabus bin Said al-Said ist eine Ausnahme unter den arabischen Monarchen. Seit mehr als vier Jahrzehnten steht er an der Spitze des Sultanats Oman - länger als jeder andere Herrscher im Nahen Osten. Am 18. November wurde er 75 Jahre alt und feiert sein 45. Thronjubiläum. Rasante Entwicklung: Sultan Qabus hat Oman rasant modernisiert. Vor 45 Jahren gehörte das Sultanat noch zu den rückständigsten Ländern der arabischen Welt. Seither hat Oman dem Entwicklungsbericht der Vereinten Nationen zufolge die größten Fortschritte weltweit gemacht. Möglich war das durch die Einnahmen aus der Erdölförderung, mit der in Oman in den 1960er Jahren begonnen wurde. Berühmte Seefahrer: In der Antike war Oman für seinen Weihrauch berühmt, später für den Handel mit Kupfer. Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte das Sultanat eine Blüte: Es beherrschte große Teile der ostafrikanischen Küste und residierte zeitweise auch in Sansibar. Doch mit dem Zeitalter des Imperialismus endete diese Phase. Das Land verlor seine politische und wirtschaftliche Bedeutung. Vom Mittelalter in die Moderne: Vor 45 Jahren gab es ausgebaute Straßen nur in der Hauptstadt Maskat. Strom und fließend Wasser waren eine Seltenheit. Heute verfügt Oman über ein Straßennetz, das bis in den letzten Winkel reicht. Auch in abgelegenen Orten gibt es Schulen und Krankenhäuser - und im ganzen Land mehr als 20 Hochschulen und Universitäten. Frauen-Förderung: Die omanische Regierung fördert vor allem Frauen. Sie können sich in Oman frei bewegen und ihrer Qualifikation entsprechend arbeiten. An der staatlichen Sultan-Qabus-Universität gibt es sogar eine Art "Männerquote", weil die jungen Frauen meist bessere Schulabschlüsse vorweisen als ihre männlichen Kommilitonen. Weite Wüste: Mit knapp vier Millionen Einwohnern und einer Fläche, die der Westdeutschlands entspricht, gehört Oman zu den am dünnsten besiedelten Ländern der Welt. Weite Teile des Sultanats sind von Wüste bedeckt. Da die Ölreserven des Landes begrenzt sind, setzt die Regierung inzwischen auf alternative Einkommensquellen - zum Beispiel auf Tourismus. Landschaft und Luxus: In den vergangenen Jahren hat sich Oman zu einem beliebten Urlaubsziel entwickelt. Im Hafen von Maskat legen inzwischen auch regelmäßig Kreuzfahrtschiffe an. Die Kombination aus traditioneller Kultur und exklusiven Luxus-Hotels sorgt für steigende Touristenzahlen. Zurzeit wird der Flughafen von Maskat ausgebaut, weitere Hotels sollen folgen. Wirtschaftliche Schwierigkeiten: Der Tourismus kann die sinkenden Einnahmen aus der Erdölförderung allerdings nicht kompensieren. Bislang trägt er nicht einmal sechs Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Wirtschaftlich steht Oman deshalb vor großen Herausforderungen: Die Bevölkerung wächst und die Ansprüche steigen. Junge Bevölkerung: Jedes Jahr strömen Zehntausende junge Omaner auf den Arbeitsmarkt, viele von ihnen mit einem Universitätsabschluss. Aber längst nicht alle Absolventen finden eine Stelle. Die Arbeitslosigkeit ist hoch - vor allem unter Jugendlichen. Die meisten wollen im Staatssektor arbeiten, weil die Bedingungen dort besser sind als in der Privatwirtschaft. Unruhen im Sultanat: Im Zuge des Arabischen Frühlings gab es auch in Oman Unruhen. Tausende Menschen demonstrierten gegen Korruption und für bessere Lebensbedingungen. Nach umfangreichen Zugeständnissen der Regierung verebbte die Protestwelle. Bei den Auseinandersetzungen kam mindestens ein Mensch ums Leben - ein Schock für das ganze Land, das als besonders friedlich gilt. Ibaditischer Islam: Die Mehrheit der omanischen Muslime sind Ibaditen, zählen sich also weder zu den Sunniten noch den Schiiten - ein Grund, warum der Sultan sein Land bei den konfessionalisierten Konflikten in der Region konsequent heraushält. Viel eher übernimmt er die Rolle des Vermittlers - zum Beispiel beim Atomabkommen zwischen den USA und Iran und bei Geiselnahmen in der Region. Die Frage nach dem Nachfolger: Zum 45. Thronjubiläum schmückt das Konterfei von Sultan Qabus T-shirts, Flaggen und Anstecknadeln. Auch nach Jahrzehnten an der Macht ist der absolute Monarch beliebt. Doch inzwischen fragen sich viele Omaner, wer in Zukunft die Weichen stellt. Bis heute ist nicht bekannt, wer dem kinderlosen Monarchen einmal nachfolgt - und die Herausforderungen angeht, die sich seit einigen Jahren abzeichnen.