Syrien: Bilder aus zehn Jahren Krieg Es sind bemerkenswerte Dokumente der Zeitgeschichte, die das UN-Amt für humanitäre Angelegenheiten jetzt zusammengetragen hat. Einheimische Fotografen haben den Alltag im kriegsgeschüttelten Syrien dokumentiert. Von Friedel Taube und Goran Cutanoski Zerstörte Erinnerungen in Rakka: Eine Frau schiebt einen Kinderwagen durch die zerstörte Stadtlandschaft von Rakka in 2019. Fotograf Abood Hamam sagt: "2017 begann ich, meine Heimatstadt zu fotografieren. Mit jeder Ecke hier verbinden mich Erinnerungen. Sie haben all das zerstört. Meine Bilder werden mal historische Dokumente sein." Ein Bild, unendliche Trauer: Idlib, 2020. Zwei Söhne trauern nach einem Bombenangriff um ihre Mutter. Fotograf Ghaith Alsayed selbst war 17, als der Krieg begann. Auch sein Bruder kam bei einem Bombenangriff ums Leben. "Als ich das Foto machte, kam der ganze Horror wieder in mir auf, als mein Bruder umkam. Und unvermittelt fing ich selbst an zu weinen". Verloren in Trümmern: Binish, im April 2020. Eine Frau und ihre Tochter. In der Aufnahme von Mohannad Zayat erscheinen sie wie winzige Wesen in einer unendlichen Trümmerwüste. Sie haben in einer zerstörten Schule Schutz gefunden. Ein gefährliches Obdach. Doch besser als nichts. Im nahe gelegenen Camp für Binnenflüchtlinge war kein Zeltplatz mehr frei. Trinken aus dem Bombenkrater: Juni 2013, Aleppo: Eine Wasserleitung wird bei einem Angriff zerstört. Sofort beginnt ein Junge, aus dem vollgelaufenen Bombenkrater zu trinken. Fotograf Muzzafar Salman: "Damals sagten einige, das Bild sei unrealistisch. Und: Ich hätte ihm besser sauberes Wasser geben sollen. Ich glaube aber, um die Realität abzuändern, ist es wichtig, sie erstmal abzubilden, wie sie ist." Flucht aus Ghouta: Auf der Flucht aus Ghouta im März 2018 trägt ein Mann sein Kind in einem Koffer zum Exit-Point, der den Weg in die Freiheit ebnen soll. Fotograf Omar Sanadiki schreibt dazu: "Der Krieg in Syrien hat ja nicht nur das Land verändert. Er hat auch uns verändert - wie wir auf die Menschen schauen und, wie wir fotografieren und damit humanitäre Botschaften an die Welt senden". Weiterleben und durchhalten: Ein Vorort von Damaskus, 2017. Umm Mohammed und ihr Mann sitzen in ihrem zerstörten Haus - als sei nichts gewesen. Fotograf Sameer Al-Doumy erzählt: "Diese Frau ist eine der beeindruckendsten Personen, die ich traf. Sie wurde schwer verletzt und kurz darauf auch ihr Mann. Sie blieb im Haus, um ihn weiter zu versorgen. Ihre Widerstandsfähigkeit spiegelt für mich das wahre Gesicht der Syrer wider". Eine Mutter trauert um ihren Sohn: Region Daraa, 2017. Es gibt nichts zu feiern am Zuckerfest. Fotograf Mohamad Abazeed berichtet: "2017 begleitete ich diese Frau dabei, wie sie am ersten Tag des Eid-al Fitr das Grab ihres Sohnes besuchte. Ich selbst musste dabei weinen, wischte die Tränen aber weg, um überhaupt in der Lage zu sein, zu fotografieren". Kindheit im Rollstuhl: Damaskus, im Dezember 2013. Die fünfjährige Aya wartet im Rollstuhl darauf, dass ihr Vater ihr Essen macht. Sie war auf dem Schulweg, als eine Granate sie traf. "Ich trug an dem Tag meine braunen Schuhe. Erst sah ich, wie der Schuh durch die Luft flog, und dann sah ich, mein Bein flog einfach mit". Syrische Stuntmen: In Kafr Nouran in der Nähe von Aleppo haben syrische Athleten die Trümmerlandschaft in einen Parcours für gewagte akrobatische Übungen verwandelt. Das Foto von Anas Alkharboutli zeigt: Urbaner Action-Sport und Stunts funktionieren offenbar auch inmitten von Betonruinen. Hoffnung auf einen Neuanfang: Nach dem Unterzeichnen einer Waffenruhe kehrt eine Familie 2020 in ihre Heimat südlich von Idlib zurück. Ali Haj Suleiman schoss das Foto mit gemischten Gefühlen: "Ich freute mich für die Leute, die in ihr Heimatdorf zurückkönnen. Und war traurig, denn ich selbst wurde auch vertrieben – und kann nicht zurück." Römisches Erbe: Auch das ist Syrien im Krieg: Das römische Amphitheater von Bosra in der Region Daraa. 2018 wurde es von heftigen Regenfällen überflutet. Hinweis: Die UN-Organisation UNOCHA hat alle Fotos dieser Galerie bereitgestellt, kann aber nicht für die Richtigkeit der durch Drittparteien bereitgestellten Informationen garantieren. Die Zusammenarbeit mit diesen bedeutet keine Gemeinmachung durch die UN.