Syriens zerstörtes Erbe Durch den Bürgerkrieg in Syrien sind fast 300 Kulturstätten des Landes beschädigt, geplündert oder gänzlich zerstört worden. Ein Rundgang durch Syriens bedrohte Kulturdenkmäler von Dennis Stute. Aderlass: In knapp vier Jahren sind im syrischen Bürgerkrieg hundertausende Menschen getötet und rund zehn Millionen vertrieben worden. Satellitengestützte Analysen des UN-Instituts UNITAR zeigen jetzt, wie massiv auch das kulturelle Erbe - hier die Altstadt von Damaskus - zerstört wurde. Prunkstück der Umayyaden-Dynastie: Der Analyse zufolge wurden 290 Kulturstätten stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Umayyaden-Moschee von Damaskus aus dem Jahr 708 kam bislang mit einer Beschädigung des Fassaden-Mosaiks durch Beschuss davon. Bild der Zerstörung: Besonders schlimm wurde die Millionenmetropole Aleppo getroffen, die mit 7000 Jahren Siedlungsgeschichte zu den ältesten Städten der Welt gehört. Das rechte Satellitenbild zeigt die Zerstörungen in der Altstadt nahe der Zitadelle. Vor dem Beschuss: Aleppos Umayyaden-Moschee wurde schwer beschädigt. Die Moschee, die im Jahr 715 entstand, wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach umgebaut. Insbesondere das Minarett aus dem Jahr 1092 galt als architektonisches Meisterwerk - hier ein Bild aus der Zeit vor der Zerstörung. Gegenseitige Schuldzuweisungen: Das Minarett der Umayyaden-Moschee wurde bei Kämpfen im Jahr 2013 zerstört - heute ist nur noch Schutt davon übrig. Große Teile des restlichen Gebäudes wurden ebenfalls schwer beschädigt. Regierung und Rebellen bezichtigten sich gegenseitig. Erbitterter Kampf: Die Kämpfe zwischen Regierung und Rebellen um Aleppo toben seit 2012 – entsprechend groß sind die Schäden. Das 150 Jahre alte Carlton Hotel gegenüber der Zitadelle von Aleppo war unter anderem für sein gut erhaltenes historisches Interieur bekannt. Vollkommen zerstört: Heute ist von dem Hotel fast nichts mehr übrig. Im Mai 2014 explodierten Sprengladungen in einem Tunnel unter dem Bau. Von 210 historischen Gebäuden, die die UNITAR in Aleppo untersucht hat, wurde die Hälfte beschädigt, ein Fünftel wurde vollkommen zerstört. Märchenhaft: Besucher der Souks von Aleppo fühlten sich oft in ein Märchen aus 1001 Nacht versetzt. Die Basare, die seit dem 16. Jahrhundert weitgehend unverändert waren, bestanden aus einem sieben Kilometer langen Netzwerk. Für immer verloren: Ein Feuer richtete im Jahr 2012 verheerende Schäden in den Souks an. Offiziellen Angaben zufolge wurden 1.500 der 1.600 Geschäfte in den Basaren beschädigt oder zerstört. Uneinnehmbar, aber… Der Krak des Chevaliers wurde im 12. und 13. Jahrhundert als Kreuzritter-Burg auf einer kurdischen Festung errichtet. Die Burg war berühmt dafür, dass sie nie durch Krieg oder Belagerung eingenommen werden konnte. …nicht unzerstörbar: Die Burg, die östlich von Homs nahe der libanesischen Grenze liegt, war immer wieder Artilleriefeuer und Luftschlägen ausgesetzt. Die Kämpfe hinterließen zerstörte Decken und Mauern sowie komplett eingestürzte Gebäudeteile. Nicht wiederzuerkennen: Dura Europos wurde im Jahr 300 vor Christus als griechische Militärkolonie gegründet. Hier sind es nicht Kämpfe, sondern anhaltende Plünderungen, die dafür sorgen, dass im "Pompeji Syriens" viele Gebäude nicht mehr wiederzuerkennen sind. Die Spur der Steine: Palmyra gehörte zu den Kulturzentren der Antike. Kämpfe, Plünderungen und der Raub von Bausteinen haben die Grabungsstätte in Mitleidenschaft gezogen. Dem 2.000 Jahre alten Baaltempel - hier vor dem Krieg - fehlt heute eine weitere Säule.