Syrischer Maler fordert Litauens Angst vor Flüchtlingen heraus
-
Eine neue Heimat: Majd Kara war noch nie zuvor in Vilnius. Nun ist die Hauptstadt Litauens zur neuen Heimat des syrischen Malers geworden. Sogar ein Atelier in der Nähe des Stadtzentrums hat er gefunden. "Leider werde ich nicht mehr lange dort bleiben können, weil es keine Heizung gibt. Aber ich werde bestimmt was Neues finden. Und ich werde weiter malen", sagt er. -
Ausstellungseröffnung: Zur Eröffnung von Majd Karas Ausstellung war die UNESCO Galerie voll. Seit seiner Ankunft in Litauen ist dem Künstler viel Anerkennung zuteil geworden, und er hat den einheimischen Medien Dutzende von Interviews gegeben. "Ich habe Glück, soviel Aufmerksamkeit für meine Arbeit zu bekommen. In Syrien wäre mir das nicht passiert. In der jetzigen Situation gibt es kaum Perspektiven für Künstler." -
Über die Entwicklung eines Menschen: Radikaler Wandel ist das Thema von Karas neuer Ausstellung. "Jedes einzelne der zwölf Gemälde ist ein separates Fenster in das Labor der spirituellen Entwicklung eines Menschen", erläutert er. Nachdem der Krieg in Syrien ausgebrochen war, musste er nach 29 Jahren sein Leben neu gestalten. Zuhause hatte er Kunst studiert und als Graphiker gearbeitet. -
Von Anfang an ein Maler: Schon im Alter von fünf Jahren begann Kara zu malen. Er wuchs in Homs auf, einer der größten Städte Syriens. "Meine Mutter gab mir einen Stift - nicht etwa ein Buch. Ich habe dann gezeichnet. Ich versuchte auch, Gedichte und Aufsätze zu schreiben - aber ich hatte das Gefühl, damit nicht genug Leute zu erreichen. Ich wollte nicht berühmt werden, sondern nur meine Ideen verbreiten." -
Gemeinsame Flucht: Der Künstler floh zusammen mit seiner Freundin Farah Mohammed (links im Bild). Zunächst verbrachten sie sechs Monate in der Türkei. Per Boot erreichte das Pärchen Griechenland - und wurde später nach Litauen geschickt. Jetzt fühlen sie sich in Sicherheit. Mohammed hat an der Western Union in Vilnius Arbeit gefunden, Kara malt weiterhin und sucht noch nach einem Job. -
"Ich bin überhaupt nicht religiös": Beim Thema Wiedergeburt scheut Kara nicht vor religiösen Bildern zurück. "Ich bin nicht religiös", sagt er, als er nach dem Sinn einer nackten schwangeren Frau auf einem Kreuz gefragt wird. Er wurde zwar als Christ getauft, praktiziert seine Religion aber nicht. Das widerspricht der weit verbreiteten Angst der Litauer vor religiösem Extremismus von Flüchtlingen. -
"Nichts ist stärker als die Dunkelheit": Als Künstler hatte Kara immer ein Interesse daran, die dunklere Seite der Dinge zu erforschen. "Leben und Tod sind sich so nah. Man kann das Leben nicht wertschätzen ohne den Tod, man kann das Glück nicht genießen, ohne zu wissen, was Leiden bedeutet", erklärt er. Er hat schon immer nach einer starken Idee hinter seiner Kunst gesucht. "Mir wurde klar, dass nichts stärker ist als die Dunkelheit." -
Die Entwicklung eines eigenen Stils: "Ich mag Surrealismus und Expressionismus", so umreisst Kara die moderne Ästhetik seiner Gemälde. Aber inspiriert wurde er auch von anderen Etappen in der Kunstgeschichte. Er schätzt Amedeo Modigliani, Francisco Goya, Salvador Dali und Raphael. Allerdings will der 30-jährige Künstler seinen eigenen Stil entwickeln, anstatt andere nachzuahmen.
https://qantara.de.//node/30823
Link
Alle Bildergalerien