Syrisches Leben in Izmir Rund 85.000 syrische Flüchtlinge leben im türkischen Izmir. Zahlreiche Hilfsorganisationen und Freiwillige unterstützen die Menschen dabei, ein neues Leben zu beginnen. Eindrücke von Diego Cupolo Syrische Geschäfte: Izmirs Stadtteil Basmane ist bekannt als Hochburg der Schlepper. Doch viele Flüchtlinge wollen hier bleiben und haben syrische Läden und Restaurants eröffnet. Die meisten gründen ihre Unternehmen unter dem Namen eines türkischen Freundes, sagt Mohamed Saleh, Direktor der Hilfsgesellschaft für syrische Flüchtlinge in Izmir. Arbeitslos und vernachlässigt: Die Rechnungen zu zahlen ist nur ein Problem für die Flüchtlinge. Die meisten sind arbeitslos und vertreiben sich ihre Zeit in den Cafés. Sie haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Deshalb macht die deutsche Medizinstudentin Lea Wilmsen kostenlose Hausbesuche bei Kranken. "Anders als in Lagern sind die Flüchtlinge in der Stadt weiter verstreut und schwerer zu finden", sagt sie. Hausbesuche: Gemeinsam mit einem Übersetzer besucht Wilmsen die Flüchtlinge in Basmane. Hier hört sie zu, wie eine Mutter ihr die chronische Atemwegserkrankung ihres Kindes beschreibt. Laut Wilmsen sind die Symptome besonders schlimm wegen der feuchten Wohnung, in der die Familie lebt. Hier schlafen 14 Personen auf Matten in zwei Zimmern. Straßenkinder: Kinder spielen an einer Straßenecke, an der Schwimmwesten verkauft werden. Die meisten jungen Flüchtlinge gehen nicht zur Schule und müssen häufig einfache Jobs übernehmen, um ihren Familien zu helfen. Bei einem Hausbesuch musste Wilmsen einen sechsjährigen Jungen behandeln, der zusammengeschlagen und ausgeraubt wurde, während er Papiertaschentücher verkaufte. Bau von Flüchtlingszentren: Der ehemalige Gewerkschaftler Yalcin Yanik renoviert ein verlassenes Gebäude, um ein Gemeindezentrum für die Flüchtlinge zu gründen. "Ich helfe den Flüchtlingen, so wie ich vor vielen Jahren den Arbeitern geholfen habe", sagt er. "Wir schaffen einen Gemeinschaftsraum, um den Flüchtlingen zu helfen, sich willkommen zu fühlen. Wir wollen die Löcher stopfen, die unsere Regierung offen gelassen hat." Abhängigkeit vermeiden: Chris Dowling arbeitet ehrenamtlich mit Yanik zusammen und läuft oft durch die Straßen von Basmane. Es sei wichtig, den Flüchtlingen zu helfen, sagt er, aber man dürfe auch nicht übertreiben. "Wir wollen nicht, dass die Leute von Hilfe abhängig werden. Wir wollen, dass sie ihre Rechte kennen, sich in die Gesellschaft integrieren können, Arbeit finden und sich ein Leben aufbauen." Wohnprobleme: "Mercy Corps", eine von der EU gegründete Hilfsorganisation, hat kürzlich ein Büro in Izmir gegründet. Die Organisation sucht hilfsbedürftige Flüchtlingsfamilien und unterstützt sie mit Gutscheinprogrammen und Beratung. Die Gruppe bezahlt auch die Reinigung von heruntergekommenen Wohnungen, die aus Geldknappheit häufig von Flüchtlingen gemietet werden. Hochburg der Schmuggler: Trotz der Bemühungen der Helfer sucht die Mehrheit der Flüchtlinge, die in Izmir ankommen, den Kontakt zu Menschenschmugglern, wie hier auf dem Basmane-Platz. "Wir können die Menschen nicht davon abhalten, mit den Schmugglern zu verhandeln", sagt Afife Yildiz von "Mercy Corps" in Izmir. "Dafür gibt es nur eine politische Lösung. Wir sind hier, um die Hilfsbedürftigen zu unterstützen." Sichere Überfahrt: Bis zur griechischen Insel Chios sind es nur wenige Kilometer. Viele Einheimische versuchen, die Flüchtlinge davon abzuhalten, den Weg über das Meer in einem Schlauchboot zu wagen. Eine von ihnen ist Nur Sahinoglu, die für die Hilforganisation Imece Inisiyatifi Cesme arbeitet. "Wenn ihr gehen wollt, geht sicher", sagt sie. "Beantragt Asyl von der Türkei aus und nehmt ein vernünftiges Schiff."