"Teherans Jecken sind los" - närrisches Treiben im Iran
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Laut Studien des "Zentrums für Geschichte des zeitgenössischen Irans" begann der erste sogenannte "D'Arcy-Karneval" im Jahr 1933. Anlass für die Feierlichkeiten war die einseitige Kündigung des "D'Arcy-Konzessionsvertrag" durch den Iran als Folge von Meinungsverschiedenheiten zwischen der iranischen und der britischen Regierung in Hinblick auf die Einflussnahme der "Anglo-Persian Oil Company" im Land. -
Der Konzessionsvertrag von D'Arcy wurde im Jahr 1901 zwischen dem englischen Unternehmer William Knox D'Arcy und dem ehemaligen Premierminister Mirza Ali Ashgan Khan Amin Al-Soltan geschlossen. Der Vertrag räumte den Briten großzügige Rechte in der iranischen Ölwirtschaft ein. Von den damaligen Kadjaren-Herrschern gab es keinen nennenswerten Widerstand gegen die Vereinbarung: Freimütig unterzeichneten sie den für den Iran nachteiligen Vertrag. -
Bilddokumente nachfolgender Karnevalsumzüge im Iran sind nicht erhalten. Lediglich die Fotografien aus dem Jahr 1933 konnten über die letzten Jahrzehnte bewahrt werden. -
Im April 1933 handelten Reza Schah Pahlawi und die "Anglo-Persian Oil Company" einen neuen Vertrag aus. Ziel der Pahlawi-Regierung war eine höhere Gewinnbeteiligung des Irans. Nach Einigung beider Parteien wurde ein großes Karnevalsfest von der iranischen Regierung inszeniert: Tausende Iraner kamen in den Straßen Teherans zusammen, nahmen an dem Umzug teil und verkleideten sich – wie hier ein Iraner – als englischer Geschäftsmann. -
Der D’Arcy-Vetrag sicherte den englischen Kolonialmächten exklusive Rechte für die Gewinnung, Produktion und den Export von Erdöl zu. Mit Ausnahme der nördlichen Provinzen Azarbaijan, Gilan, Mazandaran, Gorgan and Khorasan wurde den Engländern Zugang zu allen Landesteilen gewährt. Für den Iran war laut Vertrag nur eine sechzehnprozentige Gewinnbeteiligung vorgesehen. -
Obwohl das iranische Volk an diesen Tagen feierte, markierte der im Jahr 1933 geschlossene Vertrag ein weiteres Kapitel britischer Fremdbestimmung und kolonialer Einmischung in Entwicklungsländern wie dem Iran. -
Der Karnevalsumzug von 1933 in Teheran bot ein imposantes Bild: Tausende von Menschen versammelten sich, um daran teilzunehmen oder zuzusehen. An dieser Stelle passierte der Umzug das ehemalige „Haus der Telegraphie“ in Teheran. Das prunkvolle Gebäude war am südlichen Ende des Meydan Tubkhane angesiedelt. -
Die Marschkapelle kommt nach einer letzten Probe zusammen und wartet auf ihren Einsatz. Die Männer tragen traditionelle Militäruniformen. -
Unzählige Iraner schlossen sich der Parade an, das Schlusslicht bildeten die Autofahrer. Viele Menschen waren in diesen Tagen von einer Euphorie getrieben und hofften auf eine Zukunft ohne politische und ökonomische Fremdbestimmung durch ausländische Staaten. -
Während der nachfolgenden politischen Entwicklungen, die schließlich die Verstaatlichung der iranischen Ölindustrie einläuteten, wurde der D'Arcy-Konzessionsvertrag gekündigt.
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