Zu Besuch bei Indonesiens Vespa-Freaks Einmal im Jahr pilgern Indonesiens radikale Vespa-Fans zu Hunderten nach Ost-Java. Dort huldigen sie ihrer Ikone und messen sich - in Geschwindigkeit und im verrücktesten Umbau ihrer Motorroller. Von Sven Töniges und Bernd Kling Tollkühne Männer auf rasenden "Wespen": Die Stadt Kediri im Osten der indonesischen Insel Java wird alljährlich in Zweitakter-Rauch gehüllt, wenn Indonesiens Vespa-Freaks zusammenkommen. Dort präsentieren sie ihre teils bis zur Unkenntlichkeit umgebauten italienischen Kultroller. Mad Max lässt grüßen: Der Umbau- und Gestaltungswillen der Vespa-Radikalinskis macht auch vor der Ausrüstung nicht halt, wie hier bei Helm und Maske. Auch die mitunter martialische Anmutung der Teilnehmer lässt das Rennen bisweilen wie einen dystopischen Science-Fiction-Film erscheinen. Vespa bleibt Vespa: Um am Vespa-Tuning-Wettbewerb auf Ost-Java teil nehmen zu dürfen, müssen bei den Umbauten einige Vespa-Merkmale erhalten bleiben: allen voran ein Original-Motor. Und für die meisten Teilnehmer versteht sich von selbst, dass die markante typische Front des Rolllers erkennbar bleibt. Schlammschlacht ist Pflicht: Das dreitägige Festival in Kediri ist landesweit das einzige seiner Art und hat nun bereits zum dritten Mal stattgefunden. Höhepunkt war, wie stets, ein Dirt-Track-Rennen sowie die Kür des bestaussehenden Gefährts. Ob dieses aber vor oder nach der Schlammschlacht prämiert wurde, ist nicht bekannt. Gehörnte "Wespen": Yogi Hermawan Saifullah ist mit seiner Werkstatt auf den Umbau von Vespas spezialisiert. Die Motorroller sollen "Geschichten erzählen ", sagt der 28-Jährige. Diesen Roller hat er mit Hörnern nach Art des Toraja-Volks von der indonesischen Insel Sulawesi verziert. Aus Vielen Eines: "Wir extremen Roller-Leute sind Individualisten, aber halten als Gemeinschaft zusammen", erzählt Julia Ningsih am Rande des Vespa-Festivals in Kediri. Gebe es mal Probleme auf der Straße, helfe man einander, bis die Fahrt weitergehen könne, so die 19-Jährige. Und Probleme mit den teils hanebüchen umgebauten Maschinen gibt es häufig... TÜV? Eher nicht... schließlich sind die pannenanfälligen Gefährte in der Regel nicht zugelassen. Um Ärger mit der Verkehrspolizei zu vermeiden, sind die Vespen Marke Eigenbau außerhalb des Festivals von Kediri zumeist nur nachts unterwegs. Pfade des Ruhms: Doch wenn sich die Vespa-Freaks mit ihren aufgemotzten Maschinen wie beim Kediri-Festival aus der Deckung wagen, winken ihnen Ruhm und Ehre. Unzählige Blicke und staunende Bewunderungsrufe der Menschen am Straßenrand sind ihnen gewiss.