Abdullah Abu Sayeed erhält Ramon-Magsaysay-Preis

Ende August wurden in Manila sieben Persönlichkeiten aus Asien mit dem Ramon- Magsaysay-Preis ausgezeichnet. Abdullah Abu Sayeed aus Bangladesch ist einer der Preisträger. Ronald Meinardus stellt ihn vor.

Abdullah Abu Sayeed
Abdullah Abu Sayeed

​​Seit seiner Gründung im Jahre 1957 hat dieser nach dem ehemaligen Präsidenten der Philippinen benannte Preis sich zur prestigeträchtigsten Auszeichnung in der asiatischen Region entwickelt.

Die Magsaysay-Preise werden nicht selten in einem Atemzug mit dem Nobelfriedenspreis genannt. Wie der Nobelpreis wird der Magsaysay-Preis für gesellschaftlich relevante Lebensleistungen vergeben.

Dem Verleihungskomitee geht es in jedem Fall darum, Menschen zu ehren, die mit ihrem Wirken den Weg in eine bessere Zukunft für ihre jeweiligen Länder gewiesen haben.

Reiche literarische Tradition

Abdullah Abu Sayeed, einer der diesjährigen Preisträger, stammt aus Bangladesch – ein Land mit einer reichen literarischen Tradition. Doch die Zeiten haben sich geändert, und grassierende Armut und politische Turbulenzen haben dazu beigetragen, dass viele Menschen in Bangladesch heute keinen Zugang zu Büchern haben.

Hinzu kommt der technische Fortschritt: wie in vielen anderen Ländern hat auch in diesem asiatischen Land das Fernsehen eine dominierende Rolle übernommen. Abdullah Abu Sayeed hat die Marginalisierung des Buches niemals akzeptiert.

Er betrachtet die Verdrängung des gedruckten Wortes aus dem Leben seiner Landsleute als große Gefahr, die zur geistigen Verarmung führt. Im Jahre 1978 gründete Sayed das "World Literature Center" mit dem erklärten Ziel, das Interesse der Bevölkerung - vor allem der Jugend - am Lesen wieder zu beleben.

Lesegewohnheiten beeinflussen kulturelles Niveau

Für Sayeed hat Lesen nicht nur mit persönlicher Bildung zu tun; in seinen Augen hat Lesen weitreichende gesellschaftliche Implikationen:

"Wir müssen denken, bevor wir handeln," sagt Sayeed. "Denken wird immer ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens sein. Je mehr wir denken, desto besser schneiden wir ab. Und wenn die Menschen Bücher lesen, denken sie mehr. Wenn wir sie als Lesende organisieren können, denkt die Nation mehr und mehr. Aber wenn die Menschen keine Bücher lesen und nur vor dem Fernseher sitzen, werden die Menschen immer weniger nachdenken. Sie sehen: die Bedeutung von Büchern ist groß."

Mobile Büchereien für das Hinterland

In den zurückliegenden Jahren hat Sayeed seine Lesezentren im ganzen Land verbreitet. Der Mangel an öffentlichen Bibliotheken brachte ihn auf die Idee, mobile Büchereien zu schaffen.

Sayeed kaufte mit der Unterstützung von ausländischen Hilfsorganisationen alte Busse auf, füllte diese mit Büchern und schickte sie übers Land.

Sayeed träumt von einer Gesellschaft, in der die Menschen aufgeklärt sind. Für ihn ist die Auszeichnung mit dem Ramon Magasaysay Preis eine große Ehrung – und zugleich ein Ansporn, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Mit der Ehrung steigt die Verantwortung

"Jeder Preis, jede Anerkennung ist ermunternd, gibt Freude und Kraft. Aber gleichzeitig verstärkt der Preis auch das Pflichtgefühl, die Verantwortung. Ich fühle, ich habe heute eine größere Verantwortung als bisher."

Wie in jedem Jahr kommen die Preisträger auch 2004 aus unterschiedlichen Ländern Asiens: der Volksrepublik China, Thailand, Bangladesch, Indien, Pakistan und den Philippinen.

Ungeachtet ihrer ungleichen geographischen Herkunft verbindet die Preisträger, das sie ihr Leben in den Dienst der Gesellschaft gestellt haben und für die Anhebung der jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen arbeiten.

Ronald Meinardus

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004