Khaled Radhouani, 7. Januar 2010
zu Interview mit Heiner Bielefeldt "Aufklärung ist nicht abgeschlossen" von Christian Rath
Ob in der akademischen Forschung oder in öffentlichen Rahmen, der Dialog zwischen der westlichen und islamischen Kultur ist ohne Zweifel ein dringendes Bedürfnis zur Verwirklichung eines friedlichen Miteinanders. Doch stellt sich immer wieder die Frage: Warum sind die Dialog-Versuche im allgemeinen immer noch nicht wirklich erfolgreich? Und was sind die echten Hindernisse, die dahinter stecken?
Als junger Islamwissenschaftler sehne ich mich sehr dazu, jeden versuch zum friedlichen Dialog zu unterstützen. Jedoch bin ich überzeugt, dass der Erfolg solcher Versuche leider relativ gering ist. Dies hängt in erster Linie damit zusammen, dass wichtige Voraussetzungen leider noch nicht erfüllt sind: Wissen, Respekt und Akzeptanz statt Toleranz.
Beide Seiten leiden in Unterschiedlichem Maße unter Wissensmangel über den Anderen. Grundkenntnisse über die Islamische Welt haben sehr viele Menschen leider nicht, stattdessen wird diese Lücke von den Medien gefüllt. Die Medien haben in den letzten Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung falscher, manchmal lächerlicher Vorurteile. Inzwischen kann keiner mehr das überwiegend negative Bild des Islam und der Muslime in den meisten westlichen Medien übersehen. Mit einer solchen Sendung von 10 Minuten werden gelegentlich die Dialog Bemühungen von langen Jahren zerstört. Dies muss ein Ende haben, damit die objektive Kommunikation beider Seiten möglich wird.
Respekt ist die zweite Säule für den Erfolg dieser Dialog-Bemühungen. Respekt bedeutet in diesem Fall, den Anderen, ernst zu nehmen, seine Weltanschauung zu respektieren, auf seine Gefühle, Ängste, Meinungen zu achten. In einem Wort ihm zu gönnen, seinen Glauben, sein Leben, seine äußerlichen Erscheinung frei zu gestalten, ohne ihn dafür zu verurteilen. Respekt ist in diesem Sinne einfach, sich nicht als Maßstab oder Kriterium für die Anderen zu betrachten und sich danach zu verhalten.
Als letztes brauchen die Dialog-Partner Akzeptanz. Der Begriff der Toleranz ist, nach meiner Ansicht, hier nicht sehr tolerant. Es impliziert auch auf eine Art etwas Hochnäsigkeit. Man toleriert, was für einen sozusagen negativ ist. Ich bin überzeugt, Akzeptanz ergibt auf eine selbstverständliche Art Toleranz und deutet dafür Gleichberechtigung. Diese drei Säulen müssen von allen "Dialog-Freunden" auf eine Art neu Konzipiert und wahrgenommen werden, damit auch gute Erfolge in diesem Bereich erreicht werden können.
Die gespannte Situation der Weltalge in den letzten Jahrzehnten haben eins jedenfalls klar unter Beweis gestellt: ein Paar Bilder in einer Zeitung, einige Worte eines Islam- Xenophoben, eine Nachricht aus Palästina oder Afghanistan können langjährige Bemühungen in einem Augenblick zerstören.
Aus diesen Gründen wird ein Dialog der Intellektuellen, der Politiker, Journalisten, oder gar ganz normalen Menschen in beiden Seiten erst fruchtbar werden, wenn sowohl Entscheidungsträger als auch normale Menschen eben die Bedeutung und Notwendigkeit eines solchen Dialogs verstehen und die erwähnten Säulen zu finden versuchen: Wissen, Respekt und Akzeptanz.