Sieg des marokkanischen Teams

Marokko schlägt Mali im Halbfinale des Africa Nations Cup 4 - 0. Über die Stimmung in Marokko nach dem Sieg.

Von Lennart Lehmann

​​Pünktlich zu Beginn des Halbfinalspiels zwischen Marokko und Mali setzte sich Marokkos gesamte werktätige Bevölkerung vor den Fernseher. 90 Spielminuten später herrschte Begeisterung und Chaos auf den Strassen. Matchwinner für Marokko im Duell gegen Außenseiter Mali in Sousse war Youssef Mokhtari von Zweitligist Wacker Burghausen, der in der 15. und 58. Minute die beiden ersten Treffer erzielte.

Für das Endresultat sorgten Youssef Hadji und Nabil Baha. Hunderttausende veranstalteten daraufhin spontane Jubelparaden in den Hauptstrassen aller marokkanischen Städte bis tief in die Nacht hinein. Fahnen, Palmwedel, Trommeln, Hupkonzert. Frauen mit und ohne Kopftuch stießen Jubeltriller aus, "Finale, Finale", skandierte die Menge.

Ein Sieg und alles scheint gut. Hinweggeblasen die drückenden wirtschaftlichen Sorgen und Ängste. Die patriotische Stimmung hat plötzlich alle erfasst. "Marokko, Marokko" rufen die Feiernden voller Inbrunst. Da hat es Symbolwert, dass die siegestrunkene Menge in Tanger vom Place de France Richtung Place de la Nation zog und dort ein Feuerwerk bejubelte.

Panarabismus passé

Auch die Ideologie des Panarabismus scheint endgültig passé. Während des Viertelfinalspiels verhöhnten die Fernsehzuschauer in den Cafes nicht nur das unterlegene algerische Team, sondern auch den algerischen Präsidenten Bouteflika. Ein Grund hierfür mag in Territorialkonflikten zwischen der Maghrebmonarchie und dem einst sozialistisch orientierten Algerien liegen, deren bekanntester der Westsaharakonflikt ist. Das Feindbild Algerien diente dem Königshaus in Rabat lange, um von inneren Problemen abzulenken.

Nun ist der andere Lokalrivale, Tunesien, der Gegner im Finale um die Afrikameisterschaft. Tunesien schlug das favorisierte Team aus Nigeria nach Elfmeterschiessen mit 5:3, Marokkos Fußballinteressierte hatten Tunesien eine Niederlage gegen Nigeria gewünscht, denn Tunesien ist ein direkter Konkurrent Marokkos um die Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2010.

Konkurrenz um Fußballweltmeisterschaft

Mit der Fußballweltmeisterschaft 2010 möchte der westlichste Maghrebstaat aus seiner wirtschaftlichen Misere heraus- und in die Wahrnehmung der Weltöffentlichkeit hineinkommen. Geplant wird dann mit 10 Millionen Touristen jährlich, bzw. mit deren Geld. An die Austragung des spektakulärsten Fußballwettbewerbs der Welt ist eine Agenda der Regierung geknüpft, die der Bevölkerung ab 2010 eine wesentliche wirtschaftliche Verbesserung verspricht. Seit dem Erfolg des marokkanischen Fußballteams sieht man in der Bevölkerung die Chancen steigen, dem ebenfalls um die Austragung der Weltmeisterschaft buhlenden und weltweit favorisierten Südafrika den Rang abzulaufen.

Das Finale verspricht eine spannungs- und emotionsgeladene Partie zu werden. Die tunesischen Sicherheitsbehörden werden aufs Höchste alarmiert sein, da Präsident Ben Ali international beweisen möchte, dass sein Land in der Lage ist, große internationale Turniere zu veranstalten. Szenen wie nach Spielende zwischen Marokko und Algerien, als frustrierte algerische Fans Plastiksitze herausrissen und um sich warfen, wird er vermeiden wollen.

Lennart Lehmann

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