Muslimische Akademie gegründet

Mit der Muslimischen Akademie wollen die Bundeszentrale für politische Bildung und die Berliner Werkstatt der Kulturen die Integration der rund 3,5 Millionen in Deutschland lebenden Muslime fördern.

Von Abdul-Ahmad Rashid

​​Babara John, ehemalige Ausländerbeauftragte von Berlin, ist eine der Ideengeberinnen der neuen muslimischen Akademie. Vorbild dafür waren die kirchlichen Akademien in Deutschland. Für Barbara John war eine solche muslimische Akademie – fünfundvierzig Jahre nach der Einwanderung der ersten Muslime nach Deutschland – längst überfällig.

Fehlende rechtliche Gleichstellung

Obwohl seitdem bereits eine muslimische Infrastruktur hierzulande entstanden sei, bestünde dennoch immer noch in mancher Hinsicht ein Mangel, so John: "Es fehlt die rechtliche Gleichstellung mit den anderen großen Religionsgemeinschaften oder die Privilegien, die auch andere große Religionsgemeinschaften natürlich in Anspruch nehmen können."

Diese Lücke möchte die neu gegründete Akademie nun schließen. Nach einer 14monatigen Vorbereitungszeit kamen die 14 Gründungsmitglieder zusammen, um ein Gründungskomitee zu bestimmen und ein Manifest festzulegen.

Zu ihnen gehört auch die Essener Islamwissenschaftlerin Yasemin Karakacolu: "Wir haben gezielt Personen angesprochen, die wir bewusst als nicht vereinsgebunden bzw. nicht als Vertreter bestimmter Vereinigungen angesprochen haben und gefragt haben, ob sie Interesse haben, an diesem Verein mitzuwirken", erklärt Karakacolu.

Keine Konkurrenz für islamische Organisationen

Yasemin Karakacolu betont, dass die neue Akademie sich weder als eine institutionelle Vertretung der Muslime in Deutschland noch als Konkurrenz zu den anderen hierzulande bestehenden islamischen Organisationen verstünde:

"Wir sehen uns als Einrichtung der Erwachsenenbildung, als Ergänzung. Unsere Funktion wird es sein, den Bildungsgedanken voranzutreiben, Bildungsimpulse zu geben und auch aufzunehmen und weiterzuentwickeln und von daher sind wir eben auch nicht zuständig für so etwas wie islamische Gutachten zu erstellen."

Zum Vorsitzenden wurde der ehemalige CDU-Politiker Christian Abdul-Hadi Hofmann gewählt. Unterstützung bekommt die neue Akademie auch von der Bundeszentrale für politische Bildung. Deren Vorsitzender Thomas Krüger begrüßte ausdrücklich die Gründung der Akademie:

"Wir haben es bitter nötig, dass eine Institution wie die muslimische Akademie in Deutschland einen öffentlichen Raum schafft für allgemein zugängliche Diskussionen über das Muslimsein in Deutschland, über muslimische Geschichte, und die Vielfalt und Pluralität, die damit auch verbunden ist", so Krüger.

Eine Vielzahl von Meinungen und Positionen zuzulassen und darüber zu diskutieren, dazu lädt die neue Akademie ein. Darüber hinaus sollen Muslime in die politische und gesellschaftliche Meinungsbildung eingebunden werden.

So sieht es auch Riem Spielhaus von der muslimischen Akademie: "Was wir uns vorstellen, dass wäre zum Beispiel im Bereich Politik und Gesellschaft eine Einführung in kommunalpolitisches Arbeiten, Baurecht, Schulhilfe, Jugendpolitik und Seminare zu demokratischen Gremien, von lokal bis global, Besuche in Parlamenten, Landesparlamenten, im Bundestag und im EU-Parlament."

Ungeklärte Finanzierung

Die Akademie möchte sich zunächst über unabhängige Mittel finanzieren. Noch habe man, so der Vorsitzende Christian Hoffmann, keinen Pfennig in der Tasche. Der vor vielen Jahren zum Islam konvertierte Medienberater hofft aber, dass sich dies bald ändern wird:

"Wir möchten an die großen Stiftungen, die es in Deutschland gibt, herantreten. Ich sage nur mal einen Stiftungsnamen, der sich besonders im interreligiösen Dialog hervorgetan hat: Die Quandt-Stiftung, die ja auch bereits mehrere Bücher hat – über Moscheebau, über die Darstellung des Islam in den deutschen Schulbüchern etc. Also, in diesem Bereich werden wir unsere ersten Initiativen starten", erklärt der Vorsitzende.

Auch wenn der Etat noch nicht steht: Im Oktober dieses Jahres soll die erste Veranstaltung der neuen muslimischen Akademie stattfinden.

Abdul-Ahmad Rashid, © Qantara.de 2004

Mehr Informationen über die Muslimische Akademie auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung