Im Zeichen des Dialogs

Der Bau von Moscheen gerät in Deutschland häufig zum Politikum, so auch in Frankfurt. Dort wurde kürzlich der Grundstein für die "Hazrat Fatima"-Moschee gelegt – mit den Kritikern des Projekts.

Von Nilüfer Parasiz

Der Bau von Moscheen gerät in Deutschland häufig zum Politikum. In Frankfurt war das nicht anders. Dennoch wurde dort kürzlich der Grundstein für die "Hazrat Fatima"-Moschee gelegt. Anwesend waren auch Kritiker des Bauprojekts. Nilüfer Parasiz berichtet.

​​ Ein großes Zelt mit Teppichen ausgelegt, eine weiße Nylon-Plane hinter dem Rednerpult, dahinter ein Büffet aus Klapptischen und Papiertischdecken - ein Provisorium für die rund 200 geladenen Gäste, die vor kurzem zur Grundsteinlegung der "Hazrat Fatima"-Moschee in den Frankfurter Stadtteil Hausen gekommen waren.

Die Moscheegemeinde mit ihren mehr als 1.000 Mitgliedern will raus aus dem Mief der Hinterhofmoschee und rein in einen repräsentativen Neubau - und damit einen jahrelangen Traum realisieren.

Kampf mit guten Argumenten

Für den Bau der Moschee hat der Moschee-Verein "Hazrat Fatima", ein Zusammenschluss schiitischer Muslime türkischer und pakistanischer Herkunft, lange gekämpft. Dabei habe man sich stets um einen Dialog mit den Kritikern bemüht und diese auch zur Grundsteinlegung eingeladen.

Ünal Kaymakçı (links) und Ayatollah Ramezani bei ihrer Rede vor der Grundsteinlegung; Foto: DW
Moschee-Architektur als "Symbiose von Orient und Okzident"</wbr>: Generalsekretär der "Hazrat Fatima Gemeinde"</wbr> Ünal Kaymakçı (links) und Ayatollah Ramezani bei ihrer Rede vor der Grundsteinlegung.

​​ "Wir wollen endlich das Gefühl haben, in Deutschland angekommen zu sein und dies auch architektonisch untermauern", so der Rechtsanwalt und Generalsekretär der "Hazrat Fatima"-Moschee, Ünal Kaymakçı.

Ihm gehe es darum, ein Signal des friedlichen Zusammenlebens zu setzen. Daher waren Kompromisse auch mit Gegnern des Bauprojektes notwendig: So wurde etwa die Höhe der Minarette auf 16 Meter festgelegt, damit sie den Turm der gegenüberliegenden russisch-orthodoxen Kirche nicht überragen. Auch verzichtet der Verein auf den Gebetsruf.

Angst vor Überfremdung

Es ist eine islamische Tradition, vor der Grundsteinlegung ein Gebet aus dem Koran zu rezitieren - fremdartig in den Ohren der anwesenden Bundesbürger; und bei manch einem mögen die Rezitationen des Imams auch diffuse Ängste hervorgerufen haben.

Doch sind solche Befürchtungen unbegründet, denn die Moscheegemeinde suchte von Anfang an den Dialog und überzeugte viele Skeptiker.

"Die Ängste müssen wir ernst nehmen", betont die Integrationsbeauftragte der Stadt Frankfurt, Nargess Eskandari-Grünberg. "Man muss auch den Skeptikern mit Respekt begegnen und das Gespräch mit ihnen suchen. Toleranz ist nur durch Kennenlernen der anderen Religion und Kultur sowie durch Begegnung möglich."

Eskandari-Grünberg glaubt, dass auch nach dem Bau der Moschee der Dialog fortgesetzt werden sollte.

Gemeinsam gegen Rechtspopulisten

​​ "Den wahren Freund erkennt man in der Not", lautet ein türkisches Sprichwort. Und von einem solchen "Freund“ spricht auch Ünal Kaymakçı, als er den Stadtdekan Raban Tilmann bei der Grundsteinlegung zum Rednerpult bittet.

Bewegt und stolz zugleich erklärt Kaymakçı, dass Tilmann sich zusammen mit anderen Frankfurtern schützend vor die Gemeinde gestellt und eine Gegendemonstration zu einer rechtspopulistischen Kundgebung gegen den Moscheebau organisiert habe.

Stadtdekan Tilmann findet eher nüchterne als symbolträchtige Worte für sein Engagement. "Als katholischer Stadtdekan beziehe ich mich auf den Beschluss des zweiten Vatikanischen Konzils, das auch mit Hochachtung von den Muslimen gesprochen hat - und dass man doch alte Feindschaften beenden und gemeinsam eine Zukunft aufbauen sollte."

Neue Heimat für die schiitische Gemeinde

Nicht nur Vertreter der Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften sind zur Grunsteinlegung erschienen, sondern auch viel Prominenz aus der Landes- und Kommunalpolitik.

Ein Grußwort richtet Hessens Justiz- und Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn an die Anwesenden: "Wenn jemand ein Haus baut, dann will er auch dort bleiben. Sie machen damit deutlich, dass die Stadt Frankfurt ihre Heimat geworden ist. Ich glaube, wir können sehr deutlich sagen, wir haben verstanden."

Mitte 2011 soll die repräsentative Moschee mit einem Gewerbe- und Kulturzentrum fertig gestellt werden. Die Baukosten gibt Kaymakçı mit rund drei Millionen Euro an. Etwa 300.000 Euro hat der Moscheeverein an Spenden eingenommen. Der Rest wird über einen Bankkredit finanziert.

Nilüfer Parasiz

© Deutsche Welle 2009

Qantara.de

Moscheebaukonflikt in Franken
Heimvorteil für die Moscheebaugegner
Mehr als 20 Jahre dauerte der Konflikt um eine neue Moschee in der fränkischen Kleinstadt Wertheim. Der Dokumentarfilm "Heimvorteil" porträtiert die Protagonisten – und zeigt, wie durch den verhinderten Moscheebau auch die Integration scheitert. Von Klaus Heymach

Debatte um Moscheebauten in Deutschland
Zu schwach, um Fremdes zu ertragen?
Der Widerstand gegen den Bau von Moscheen hierzulande speist sich aus vielen Quellen: einer instabilen deutschen Identität, kultureller und religiöser Verunsicherung und der Angst vor einem als bedrohlich wahrgenommenen Islam. Angst vor Moscheen und Minaretten wäre somit auch eine Angst vor dem öffentlich materialisierten Zustand solcher Zweifel. Von Salomon Korn

Gläserne Moschee von Penzberg
Raus aus den Hinterhöfen
Kaum ein deutsches Moscheebauprojekt, das keine Debatte hervorruft. Im bayrischen Penzberg hat sich jedoch der Bau eines islamischen Gotteshauses positiv auf das Zusammenleben von Muslimen und Christen ausgewirkt. Francisca Zecher berichtet.