Mohammed Dib verstorben

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Am 2. Mai 2003 verstarb der algerische Schriftsteller Mohammed Dib im Alter von 82 Jahren in Frankreich. Im Donata Kinzelbach Verlag sind zwei Bücher von ihm auf Deutsch erschienen.

Von Donata Kinzelbach

Am 2. Mai starb Mohammed Dib im Alter von 82 Jahren in der Nähe von Paris, wo er seit 1959 Jahren im Exil lebte. Geboren wurde er 1920 in Tlemcen als Sohn einer verarmten bürgerlichen Familie. Nach dem Studium in Tlemcen und Oudjda schlug er sich als ​​Volksschullehrer, Buchhalter, Teppichweber und Journalist (für Alger républicain und Liberté) durchs Leben. 1959 wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten aus Algerien ausgewiesen.

Als erster nordafrikanischer Autor erhielt er 1994 den Grand Prix de la Francophonie der Academie française für sein Gesamtwerk, das mehr als 30 Werke umfasst.

Er thematisierte in seiner Literatur all das, was ihn und seine algerischen Landsleute bewegte: die Unterdrückung durch die Kolonialmacht Frankreich, die Traumata des Befreiungskrieges, die trostlose Situation der Emigranten, die ausgerechnet im Land des ehemaligen Kolonialherren ihr kleines Glück suchten, da sie hier wenigstens die Sprache beherrschten.

Zu seinen Hauptwerken zählen die "Algerientrilogie" – bestehend aus drei Romanen über das traditionelle Leben der Kolonisierten. Schon Ende der Fünfziger Jahre erschienen diese unter den Titeln "Das große Haus", "Der Brand" und "Der Webstuhl" in Ostberlin auf Deutsch.
Die bittere Erfahrung des Exils beschreibt er in "Habel". Der Protagonist dieses Romans lebt zerrissen – einerseits fühlt er sich seinem Heimatland verpflichtet, andererseits "prostituiert" er sich als Exilschriftsteller im Moloch Paris.

Nachdem sich die politische Lage in seinem Heimatland dramatisch zuspitzte und damit eine Rückkehr in unerreichbare Ferne rückte, flüchtete sich Mohammed Dib in seinen folgenden Romanen, der "Nordischen Trilogie", in intakte Traumwelten.

Im persönlichen Umgang imponierte Mohammed Dib durch Bescheidenheit. Selbst mit höchsten Preisen dekoriert und in großen und kleinen Verlagshäusern in deutscher Übersetzung vertreten, umgab Mohammed Dib stets die Aura eines Kult-Autors, wurden seine Bücher unverdienterweise auf dem deutschen Buchmarkt nie zu Bestsellern.
Ein Schriftsteller ist zu entdecken!

Donata Kinzelbach

Mohammed Dib: Wüsten. Roman. Mainz: Kinzelbach 1993, 150 S.
Mohammed Dib: Habel. Roman. Mainz: Kinzelbach 1991, 192 S.