Verstorben: Edward Said
Der Mittlere Osten und die Vereinigten Staaten werden ärmer sein ohne die unverwechselbare Stimme Edward Saids, so Kofi Annan anlässlich des Todes des bekannten Literaturwissenschaftlers. Er habe viel dafür getan, dem Westen die islamische Welt zu erklären.
Edward Saids Werk 'Orientalismus' hatte ihn kurz nach seinem Erscheinen im Jahre 1978 auf einen Schlag bekannt gemacht. Darin versuchte Said nachzuweisen, dass sich der Westen seit rund zwei Jahrhunderten sein eigenes Bild vom Orient male, um sich diese Region zu unterwerfen. Für diese These erntete Said im Westen viel Kritik, machte ihn aber gleichzeitig zu einem Symbol für eine ganze Generation junger westlicher Orientalisten.
Insgesamt veröffentlichte Edward Said mehr als 20 Bücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden.
Zwischen allen Stühlen
So auch seine Autobiographie "Am falschen Ort", die 2000 auf Deutsch erschien, und in der er in eindringlichen Bildern seinen Lebensweg nachzeichnet. Geboren 1935 in Jerusalem, verließ er als Zwölfjähriger endgültig seine Heimat Palästina in Richtung Ägypten. Bald darauf emigrierte er, siebzehnjährig, in die USA, wo er seit 1963 Anglistik und Vergleichende Literaturwissenschaft lehrte.
Sein Einsatz für die Palästinenser und einen Frieden im Nahen Osten brachte ihm gleichfalls viel Respekt und Kritik von allen Seiten ein. Früh schon nannte er den Staat Israel beim Namen, anstatt von einem zionistischen Gebilde zu sprechen, kritisierte diesen Staat jedoch gleichzeitig aufs Schärfste. Ein jüdischer Staat hatte seiner Meinung nach keine Zukunftschancen. Stattdessen vertrat er die Ansicht, dass nur ein binationaler Staat, in dem Juden und Palästinenser gemeinsam als gleichberechtigte Bürger lebten, auf Dauer existieren könne.
Bücherverbot
Nachdem Edward Said zwölf Jahre, von 1979 bis 1991, als Unabhängiger im palästinensischen Exilparlament vertreten war, brach er nach dem Osloer Abkommen mit der palästinensischen Führung. Er prangerte die Korruption innerhalb der PLO an und warf ihr vor, zur Kollaboration mit den Besatzern bereit zu sein. Seine Bücher wurden daraufhin in den Autonomiegebieten verboten.
Edward Said war jedoch nicht nur ein politische Kämpfer für die Rechte seines Volkes und Professor für Komparatistik, sondern auch ein leidenschaftlicher Pianist und Musikkritiker. 1999 gründete er gemeinsam mit Daniel Barenboim das Orchester "West-östlicher Diwan", das arabische, israelische und deutsche Musiker vereint. Im vergangenen Jahr wurden Said und Barenboim für ihre Initiative mit dem höchsten spanischen Friedenspreis, dem Prinz-von-Asturien-Preis für Völkerverständigung, ausgezeichnet.
Edward Said verstarb am 25. September 2003 nach langer Krankheit in New York.
Larissa Bender, © Qantara.de