Wie Erdogan in Afrika punktet

Im Geist der vertieften Beziehungen der Türkei mit den Staaten Afrikas hat Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Partner zum dritten Türkei-Afrika-Gipfel nach Istanbul eingeladen. Neben Erdogan und seinem Handelsminister Mehmet Mus nahmen auch  Felix Tshisekedi, Präsident der Demokratischen Republik Kongo (DRC) und Moussa Faki Mahamat, Vorsitzender der Kommission der Afrikanischen Union (AU) und Vertreter des Sekretariats der neuen Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) teil.
Im Geist der vertieften Beziehungen der Türkei mit den Staaten Afrikas hat Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Partner zum dritten Türkei-Afrika-Gipfel nach Istanbul eingeladen. Neben Erdogan und seinem Handelsminister Mehmet Mus nahmen auch Felix Tshisekedi, Präsident der Demokratischen Republik Kongo (DRC) und Moussa Faki Mahamat, Vorsitzender der Kommission der Afrikanischen Union (AU) und Vertreter des Sekretariats der neuen Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) teil.

Präsident Erdogan hatte vom 16. bis 18. Dezember zum Türkei-Afrika-Gipfel nach Istanbul geladen. Der Gipfel stand im Zeichen vertiefter Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Regionen – aber es ging auch um militärische Kooperation. Ein Bericht von Martina Schwikowski, Daniel Bellut und Pelin Unker

Von Martina Schwikowski & Daniel Bellut & Pelin Unker

Der ivorische Geschäftsmann Lilli Firmin Tre setzt auf die Türkei als Handelspartner - aus einem simplen Grund: "Ich habe mich für die Türkei aufgrund der Qualität ihrer Produkte entschieden", sagt Tre im Interview mit der Deutschen Welle. Er ist Leiter des Immobilienunternehmens SIG Group in der Republik Elfenbeinküste und pflegt schon länger enge Beziehungen zum Bosporus.

Die Stärke der Türkei seien die mehrheitlich eigenen Produktionsstätten, betont Tre. Andere europäische Länder hätten mehr asiatische Waren im Angebot. "Im Bauwesen gibt es viel zu lernen, die Türken verfügen über ein ausgeprägtes Fachwissen. Sie sind gut in der Bearbeitung, im Innendesign, die Abstimmung der Farben stimmt und sie haben gutes Baumaterial", lobt der Unternehmer. Das Beste: "Sie bieten europäische Qualität zu asiatischen Preisen an."

Türkische Geschäftspartner hingegen kauften Kakao in der Elfenbeinküste ein, außerdem Karitébutter, Cashewkerne und gelegentlich Holz. Eine Schwäche, so Tre, sei die schwierige Kommunikation. Die türkischen Partner sprächen selten Englisch und überhaupt kein Französisch, ohne Dolmetscher gehe es nicht.

Dennoch blüht der Handel in der Region. Im nahe gelegenen Senegal erwartet Moussa Mbaye in diesem Monat drei bis vier Container mit Eisen aus der Türkei - doppelt so viele wie in den Vorjahren. Der 32-Jährige koordiniert die Aktivitäten des türkischen Unternehmens ''La Turquoise'', das Dienstleistungen für senegalesische Unternehmen anbietet. 90 Prozent der senegalesischen Geschäftsbeziehungen zu türkischen Handelspartnern gehen nach eigenen Angaben über seinen Schreibtisch. "Wir bauen den internationalen Handel aus, verkaufen Möbel, Eisen und Ersatzteile", sagt Mbaye der Deutschen Welle in Senegals Hauptstadt Dakar. All das sei zu guten Preisen aus der Türkei zu bekommen.

Der türkische Präsident Erdogan (l) ist regelmäßig zu Besuch in den Staaten Afrikas, so wie hier mit Angolas Präsident Lourenco im October (Foto: picture-alliance/AA/Turkish Presidency handout)
Recep Tayyip Erdogan trifft Angolas Präsidenten João Lourenço im Oktober 2021. Seit Ankara 2005 das "Afrika-Jahr" ausrief, haben sich die Beziehungen zwischen beiden Regionen deutlich verbessert. In der Industrie und im Baugewerbe sieht die Regierung lukrative Geschäftschancen. Türkische Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen, besonders im Bildungsbereich, etablierten sich auf dem Kontinent. Mit den verbesserten Wirtschaftsbeziehungen ging ein Ausbau der diplomatischen Beziehungen einher: Seit 2008 ist die Türkei ein "strategischer Partner" der Afrikanischen Union, regelmäßig gibt es Treffen mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs.

 

Die Märkte der Zukunft liegen in Afrika

 

Im Zeichen der wachsenden Beziehungen der Türkei zu den Ländern Afrikas hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan zum Gipfel vom 16. bis zum 18. Dezember nach Istanbul geladen. Zu den Rednern gehörten neben Erdogan und seinem Handelsminister Mehmet Mus etwa Kongos Präsident Felix Tshisekedi und der Kommissionspräsident der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat. Auch das Sekretariat der noch jungen Afrikanischen Freihandelszone ist vertreten.

Die Zahlen sprechen für sich: Das Handelsvolumen zwischen der Türkei und Afrika sei immens, teilt der Ökonom Güven Sak vom Türkischen Institut für Wirtschaftspolitik (TEPAV) der Deutschen Welle mit. "Die Summe aller Projekte, die bis heute auf dem gesamten Kontinent durchgeführt wurden, beläuft sich auf ganze 70 Milliarden US-Dollar." Die türkischen Exporte nach Afrika hätten im Jahr 2020 15 Milliarden US-Dollar betragen, berichtet Sak.

"Afrika ist weltweit der Kontinent mit der jüngsten Bevölkerung und mit dem schnellsten Bevölkerungswachstum." Hochrechnungen der Vereinten Nationen zufolge wird sich die Bevölkerung Afrikas bis 2100 mindestens verdreifachen und die Vier-Milliarden-Marke knacken. Der Zuwachs der Beziehungen erklärt sich für Sak durch Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen urbane Infrastruktur, Logistik, Energie und Bau: "Die Tatsache, dass Afrika sowohl an traditionellen als auch an erneuerbaren Energieressourcen äußerst reich ist, bietet Chancen für einen rasant wachsenden Markt", so der Ökonom.

Ein wachsendes Netz an Beziehungen

 

Seit Ankara 2005 das "Afrika-Jahr" ausrief, haben sich die Beziehungen zwischen beiden Regionen deutlich verbessert. In der Industrie und im Baugewerbe sah die Regierung lukrative Geschäftschancen. Türkische Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen, besonders im Bildungsbereich, etablierten sich auf dem Kontinent.

Bauarbeiten auf Istanbuls gigantichem Kanalprojekt (Foto: Dilara Sankaya/Reuters)
"European quality at Asian prices": Turkey's strength lies in the fact that it largely maintains its own production. "There is a lot to learn in the building sector, the Turks have a lot of specialised knowledge." Turkey has also established a reputation as a humanitarian partner. For example, Ankara sent experts for road, school and hospital projects to war-torn and drought-ridden Somalia. In return, observers say Turkey gained access to the strategically important Gulf of Aden, allowing it to cover its own energy needs



Mit den verbesserten Wirtschaftsbeziehungen ging ein Ausbau der diplomatischen Beziehungen einher: Seit 2008 ist die Türkei ein "strategischer Partner" der Afrikanischen Union, regelmäßig gibt es Treffen mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs. Erst im Oktober bereiste Präsident Erdogan Angola, Nigeria und Togo.

Inzwischen etabliert sich die Türkei auch als humanitärer Akteur: Ins bürgerkriegs- und dürregeplagte Somalia schickte Ankara Fachleute zum Bau von Straßen, Schulen und Krankenhäusern - und sicherte sich im Gegenzug laut Experten einen Zugang zur strategisch wichtigen Meerenge am Golf von Aden, um dort den eigenen Energiebedarf zu decken.

Drohnen: Der türkische Verkaufsschlager

 

Seit Erdogans Amtsantritt 2014 hat die Türkei auch bei Sicherheitsfragen auf dem Kontinent deutlich an Einfluss gewonnen. Somalia als Tor der Türkei nach Subsahara-Afrika ist seit 2017 auch Standort von TURKSOM, der größten türkischen Militärbasis in Übersee.

Dazu passt, dass es bei dem Treffen in Istanbul entscheidend auch um Waffenexporte gehen soll. Beispielsweise seien die türkischen Rüstungs- und Luftfahrtexporte nach Äthiopien zwischen Januar und November von rund 235.000 US-Dollar auf 94,6 Millionen US-Dollar angestiegen, heißt es von der türkischen Versammlung der Exporteure. Die Verkäufe nach Angola, Tschad und Marokko haben ähnliche Sprünge gemacht.

Türkische Verkaufsschlager sind die Kampf- und Aufklärungsdrohnen vom Typ Bayraktar TB2. Die unbemannten Fluggeräte wurden in zahlreichen Konflikten eingesetzt und haben sich als hocheffizient erwiesen. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete, Marokko und Tunesien hätten bereits im September türkische Kampfdrohnen erhalten. Viele weitere afrikanische Länder haben ihr Interesse bekundet.

Martina Schwikowski, Daniel Bellut & Pelin Unker

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