Musikalischer Brückenschlag der Kulturen

Die Band "Ethnoah" aus Dortmund vereint 15 Künstler aus zwölf Nationen. Sie komponieren Lieder mit ungewohnten und trotzdem harmonischen Klangbildern im Weltmusik-Stil.

Von Nadja Baeva

​​In einem kleinen Proberaum des Dortmunder Veranstaltungszentrum Dietrich-Keuning-Haus herrscht ein babylonisches Gewirr aus Sprachen, Namen, Musikinstrumenten und natürlich Liedern. Kein Wunder, denn die Band besteht aus Musikern, die aus zwölf verschiedenen Nationen kommen. Und sie machen Weltmusik, erklärt die Sängerin Margarita Kirchmeier:

"Das ist so eine Symbiose aus verschiedenen Mentalitäten, Musikrichtungen, Kulturen, Tonarten, Gesangarten auch. Ich singe zum Beispiel in neun Sprachen – auf Kurdisch, Russisch, Ukrainisch, Türkisch und Mazedonisch."

Musikalisches Potpourri

Die Sängerin Margarita Kirchmeier kommt aus Kasachstan und ist die einzige Frau in der Band. Die anderen Teilnehmer stammen unter anderem aus der Türkei, Marokko, Mazedonien.

Genauso international sind auch die Instrumente, die in der Band eingesetzt werden: Buschtrommel, Balalajka, Saxophon, Oud, Bongos und noch etwa 20 andere, erzählt der Türke Dogan Bicer. In der Band spielt er Saz, ein Instrument aus seiner Heimat.

"Jeder bringt etwas in diese Gruppe. Jeder seine Kultur, seine Ideen. Wir sind eigentlich Amateure, aber wenn wir zusammen sind, sind wir professionell", meint Bicer. "Die ganzen Verschiedenheiten machen wir in eine Richtung so passend, dass es eine Philosophie für die ganze Welt ist, dass alles mit einander machbar ist."

Projekt gegen Fremdenfeindlichkeit

Die Band "Ethnoah" ist in der Dortmunder Nordstadt aus einem Projekt gegen Fremdenfeindlichkeit entstanden. Cezmi Akturan, der pädagogische Mitarbeiter des Dietrich-Keuning-Hauses, hat es vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Der 46-järige Kurde, der gleichzeitig auch Gruppenmitglied ist, leitet die Band immer noch.

"Wir haben dann hinterher festgestellt, dass diese große Familie entstanden ist und weiter machen will, obwohl das Projekt zu Ende war", berichtet Akturan. "Unser Ziel ist eigentlich, auf musikalischer Ebene was anderes darzustellen, also die Vielfältigkeit, Nationen die sich verstehen und zusammen musizieren, mit vielen Botschaften für verschiedene Völker."

Die wichtigste Botschaft ist, dass ein friedliches Miteinander mehrerer Nationen möglich ist. Weil viele Musiker von "Ethnoah" exotisch aussehen und Deutsch mit einem Akzent sprechen, kennen sie es aus eigener Erfahrung, was Fremdenfeindlichkeit und Rassismus heißt.

"Multikulti" ist machbar

Deswegen wollen sie dagegen etwas unternehmen und zeigen: "Multikulti" ist nicht nur ein Wort, es ist auch machbar. Als Vorbild dafür sehen die Musiker ihre eigene Band. Darum auch der Name "Ethnoah": "ethnisch" und "Noah" - ein Schiff für musikalische Sprösslinge aus allen Kulturen", erklärt das Gruppenmitglied Dogan Bicer:

"Die Menschen sind ja gleich, egal wie sie aussehen, was für eine Sprache sie haben. Es gibt keine Grenzen, es gibt für bestimmte Leute kein bestimmtes Land. Die Welt ist eins. Und mit unserer Musik zeigen wir, dass so viele verschiedene Nationalitäten zusammen etwas Schönes gestalten können."

Die Musiker zeigen, dass ein Mix aus den verschiedensten Musikrichtungen, Instrumenten und Folklorestilen nicht unbedingt in einer Katastrophe enden muss. Und dass die richtige Mischung aus russischer Melancholie, afrikanischen Rhythmen, türkischer Spielfreude und vietnamesischer Gelassenheit zu einem "Aha"-Effekt führt. All das macht die Einmaligkeit der Musik von "Ethnoah" aus.

"Ethnoah" ist kein kommerzielles Projekt und besteht aus Musiklaien. Trotzdem tritt die Band sehr oft bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen auf und ist weit über Dortmund hinaus bekannt. Das große Geld zu machen ist nicht ihr Ziel. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Freude an der Musik.

Nadja Baeva

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2005

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