Absage an die kulturelle Vielfalt Berlins

Ausgerechnet das Integrationsprogramm des RBB, Radio Multikulti, soll nun eingespart werden. Ein Verlust für die kulturelle Vielfalt Berlins und ein falsches Signal an die Migrantengesellschaft.

Kommentar von Çiçek Bacik

Nun ist es also offiziell: Der Rundfunkrat des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) hat die angekündigte Einstellung der Hörfunkwelle Radio Multikulti bestätigt. Bereits Ende 2008 soll das Programm eingestellt werden, eine Übernahme des WDR-Programms Funkhaus Europa des WDR ist dann geplant.

Ein herber Verlust. Denn Radio Multikulti, das neben einem Hauptprogramm auf Deutsch auch Sendungen in 21 Sprachen sendete und als "Schmelztiegel der Kulturen" wahrgenommen wird, richtet sich an eine Zielgruppe, die in der deutschen Kultur und der Gesellschaft Wurzeln geschlagen und die Lebensgeflogenheiten der Metropole angenommen hat.

Falsche medienpolitische Weichenstellung

Neben Funkhaus Europa (WDR) und Radio Bremen ist Radio Multikulti ein weiteres Forum, das in seinen Sendeformaten das kulturelle Mosaik in Deutschland widerspiegelt.

Daher sollte es nicht auf ein Minderheitenradio reduziert werden. Schließlich ist es ist auch ein Mehrheitsradio, das seit 14 Jahren eine Tür zur Welt darstellt und sich als Markenzeichen etabliert hat. Dieses Radio ist das Symbol für die kulturelle Vielfalt in Berlin!

Sind die ARD-Anstalten etwa Unternehmen, die Produkte je nach Erträglichkeit aus dem Umlauf nehmen oder wurden sie mit der medialen Grundversorgung der Bevölkerung beauftragt? Allein von etwa 700.000 deutsch-türkischen Haushalten nimmt die ARD jährlich Gebühren in Höhe von etwa 120 Millionen Euro für die Hörfunk- und TV-Nutzung über die GEZ ein.

Nationaler Integrationsplan auf dem Prüfstand

Migranten in Deutschland tragen so erheblich zur Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bei. Dabei ist die Versorgung der Migranten in Deutschland mit Rundfunkprogrammen ein medienpolitischer Auftrag, der gesetzlich vorgeschrieben ist, dem aber bisher wenig Beachtung geschenkt wurde.

Seit zehn Jahren ist in Deutschland auch von der Integration der Migranten in den Medien die Rede. Jedoch ist auch in dieser Hinsicht bisher keine wesentliche Verbesserung zu verzeichnen, wenn in Betracht gezogen wird, dass nur 2,5 Prozent der Medienmitarbeiter einen Migrationshintergrund haben.

Der nationale Integrationsplan, der sich unter anderem auch mit der medialen Integration von Zuwanderern befasst, steht mit der bevorstehenden Schließung des Radio Multikulti auf dem Prüfstand.

Das Ziel der Integration bleibt so einmal mehr ein Lippenbekenntnis der Verantwortlichen in Medien und Politik.

Çiçek Bacik

© Qantara.de 2008

Die Autorin ist Medienwissenschaftlerin und Journalistin und lebt in Berlin.

Qantara.de

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